Wiener Ballett auf neuen Wegen

Die Bestellung eines neuen Ballettdirektors könnte demnächst erfolgen

Wien, 08/01/2009

Eine Besetzung im neuen Team um den designierten Staatsoperndirektor Dominique Meyer (ab Herbst 2010) fehlt noch: der Ballettdirektor. Anders als in Städten wie München, wo der Kultusminister auch den Ballettdirektor bestellt, ernennen in Wien die Theater selbst den Ballettchef.

Dominique Meyer verweigerte bisher Interviews zum Wiener Ballett. Dass er an der Sparte Interesse hat, ist an seinem Spielplan für das Pariser Théâtre des Champs Elysées abzulesen. Dort setzt sich die Programmierung aus Gastspielen zusammen.

Zuletzt aber ließ der designierte Wiener Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst aufhorchen, als er im Interview Ballett-Komponisten nannte, deren Werke er dirigieren würde: Ravel, Strawinsky, Prokofjew, Bartok. Ob da mit einem Ballettchef Hand in Hand gedacht worden ist? Es handelt sich um die typischen Vorlieben eines Maestros, die seinerzeit auch Staatsoperndirektor Lorin Maazel bewegt haben, „Daphnis und Chloë“ und „Der Feuervogel“ (Choreografie: John Neumeier) zu dirigieren.

Seit 2005 ist der Budapester Gyula Harangozó Ballettdirektor, sein Vertrag läuft bis Sommer 2010. Die Bestellung des ehemaligen Wiener Solisten und Budapester Ballettchefs kam damals sehr spät und überraschend. Mit seinem Antritt wurden die Ensembles der Staats- und Volksoper fusioniert. Eine Entscheidung, die bis heute kritisiert wird, da es definitiv weiterhin zwei Ensembles unter dem nicht sehr originellen Namen „Das Ballett“ gibt und die erhoffte avancierte choreografische Moderne an der Volksoper nicht stattfindet.

Harangozó erhielt außerdem eine seit Jahrzehnten geforderte Autonomie hinsichtlich Budget und Repertoire, die, wie man damals munkelte, eigentlich für einen Ballettchef aufbereitet worden war, der Vladimir Malakhov heißen sollte.

Die Möglichkeit zur internationalen Strahlkraft konnte der Budapester bisher wenig nutzen. Harangozó zerschlug das Repertoire, in dem er Werke von Balanchine, aber auch der bedeutenden Zeitgenossen Kylián, van Manen, Forsythe und Neumeier eliminierte. Auch Zanellas Stücke verschwanden. Vielleicht hat er mit dem dreißig Jahre alten „Fledermaus“-Ballett von Roland Petit (Premiere 27. Jänner) mehr Glück.

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