„Was sollen wir denn jetzt tun?“

Tanz in Zeiten der internationalen Finanzkrise

München, 26/03/2009

von Stefan Sixt

Die internationale Finanzkrise hat es bis in die Ballettsäle geschafft. In den letzten Monaten haben mich oft Kollegen angerufen und gefragt, „was sollen wir denn jetzt tun?“. Meine Antwort: Ich weiß es auch nicht. Aber ich habe das Wochenende dazu genutzt, einmal gründlich über dieses Thema nachzudenken. Fazit: Vergessen Sie 2008! Das ist jetzt keine Aufforderung zum Defätismus, sondern eine der wichtigsten Grundregeln der Geldanlage.

Nicht die Vergangenheit zählt, sondern die Zukunft. Jetzt gilt es, das Beste aus der Sache zu machen. Was bringt nun die Zukunft? Die überwiegende Mehrheit aller Anlagestrategen weltweit ist sich einig: Rezession in der Realwirtschaft, an den Börsen ein flaues erstes Halbjahr und möglicherweise steigende Kurse im 2. Halbjahr. Liebe Tanzfreunde, das ist ein schlechtes Zeichen! Die Geschichte der Geldanlage zeigt, dass fast nie das eintritt, was die Mehrheit der Anleger erwartet. Hat Ende 2007 etwa die Mehrheit der Anleger den Mega-Crash des vergangenen Jahres erwartet? Wir müssen uns also selbst eine Meinung bilden.

Öl kostet nur noch ein Drittel des Preises vom Sommer 2008. Die meisten Rohstoffpreise haben sich halbiert. Die Zentralbanken in Europa, USA und Asien haben quasi eine Nullzinsphase eingeläutet und die Regierungen investieren gleichzeitig unvorstellbare Summen in die Wirtschaft. 500 Milliarden Dollar in China, Obama mittlerweile weit über eine Billion Dollar.

Nicht einmal Angela Merkel lässt sich lumpen. Sie kurbelt die Konjunktur mit Investitionen in den Tanz an: Weniger Steuern für Bezieher niedriger Einkommen, das sind doch wir! 100 Euro für jedes Kind zwischen 6 und 13 Jahren; eindeutig eine Kinderballett-Prämie! Ein Zuschuss von 2500 Euro für jeden, der sein 9 Jahre altes Auto stilllegt und ein neues kauft; wer außer Tänzern und Tanzlehrern verfügt in Deutschland über solche Oldtimer? Und für den Fall, dass es in Ihrer Tanzschule wegen der Krise nicht mehr so gut läuft, können Sie sich direkt an die Kanzlerin wenden. Sie bietet Bürgschaften als Schutzschirm für Ihr Unternehmen. Eine direkte Beteiligung, so heißt es, sei jedoch nicht vorgesehen. Aber Hand aufs Herz, wollen Sie etwa, dass Frau von der Leyen bei Ihnen den Ballettunterricht übernimmt? Spaß beiseite: Billiges Öl, Konjunkturpaket, niedrige Zinsen. Ich schließe daraus, dass sich die Wirtschaft bald wieder erholen wird.

Im Gegensatz zu den Experten bin ich also positiv gestimmt. Und wenn Ihnen das jetzt zu optimistisch klingt, frage ich Sie: Hätten Sie Tanz als Beruf gewählt, wenn Sie nicht auch ein unverbesserlicher Optimist wären? Den Jüngeren unter Ihnen aber sei ins Stammbuch geschrieben: Optimismus ist gut, Sparen ist besser. Warum nicht mit der Künstlerrente, die ich noch in 2009 erwarte.

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