„Alle agieren wie ein Körper“

Die Stuttgarter und Berliner Ballettmeisterin Valentina Savina wird 70

Berlin, 04/06/2009

Elfeinhalb Jahre lang war Valentina Savina eine unverzichtbare Größe in Stuttgart, eine Ballettmeisterin mit Augen, wie man in der Branche sagt. Jemand, der sofort einen Fehler erkennt, sobald 24 Schwäne vor ihm stehen, und ihnen das auch begründet. „Ein Ballettmeister muss das Stück selbstverständlich kennen, das er probt“, erklärt Valentina Savina das Selbstverständnis ihres Berufs, das nicht mit dem eines Tänzers oder Trainers vergleichbar ist, „aber er muss auch die Fähigkeit besitzen, eine Atmosphäre herzustellen, in der alle agieren wie ein Körper“.

Valentina Savina besitzt diese Fähigkeit, und sie hat so viel Autorität, ihr Wissen in einer Ensemblearbeit umzusetzen, die sich dem Zuschauer als schlüssige Schönheit mitteilt. „Die tänzerische Handlung begründet sich letztlich im Detail“, sagt die gelernte Ballettmeisterin und fragt sich immer, wohin sich der Blick eines Tänzers wendet, wonach ein Finger zeigt.

Ein Außenstehender mag das als Belanglosigkeit abtun. Tatsächlich aber entscheidet ihre geradezu unduldsame Detailbesessenheit am Ende über den Gesamteindruck eines Balletts - und der war zu Stuttgarter Zeiten mehr als positiv und beginnt sich inzwischen auch beim Staatsballett Berlin als sichtbare Münze auszuzahlen.

Seit Oktober 2005 arbeitet Valentina Savina als Erste Ballettmeisterin unter der Intendanz von Vladimir Malakhov, und in den vier Jahren hat die Kompanie ihre Spitzenstellung in Sachen Klassik weiter festigen können. Nicht zuletzt deshalb, weil die ehemalige Bolschoi-Ballerina bei ihrer Arbeit immer wieder das Vergessen lehrt. Am Freitag ist das hoffentlich wieder der Fall, wenn das Staatsballett ihr zu Ehren Crankos „Onegin“ tanzt. Schließlich feiert nicht jedes Ensemblemitglied sein 50. Bühnenjubiläum und am Tag danach seinen 70. Geburtstag.

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