„Das Wiener Ballett hat sich radikal verändert“

Ein Gespräch mit Nicolas Musin

Wien, 02/01/2008

Wie kommt es, dass Nicolas Musin, in Österreich als Chefchoreograf und Ausstatter der abcdancecompany am Festspielhaus St. Pölten drei Jahre lang erfolgreich Tänze für das Neujahrskonzert choreografiert? Musin, der seit 2005 die nach Genf transferierte abcdancecompany mit Projekten weiterbetreibt, im Gespräch:

Nicolas Musin: „Meine Jahre in Österreich waren so etwas wie ein Brutkasten für Inspirationen und Kreationen in unterschiedlichen Bereichen... Mein Name kam bei einer Diskussion zwischen Annette Beaufays, der Leiterin der Kostümwerkstätten der Art for Art-Theaterservice GmbH, und der ORF-Kulturredaktion zur Sprache. Sie suchten einen Kostümdesigner. Die Frage nach dem Choreografen war nachgereiht.“

Der gebürtige Belgier, der als Solotänzer in den Ensembles von Monte Carlo, Hamburg und Wien engagiert war, choreografierte den Strauß-Walzer „Freut euch des Lebens“ in Räumlichkeiten der Albertina.

Nicolas Musin​​​​​​​: „Das Neujahrskonzert lässt sich nicht so einfach revolutionieren. Die Aussage muss positiv sein und die Form von klassischer Eleganz. Die Albertina ist ein Rahmen für schönen, introspektiven Tanz in leuchtenden Kostümen.“

Für die „Tritsch-Tratsch“-Polka, die vor der Karlskirche gedreht wurde, entwarf Musin farbenreiche „kühne“ Kostüme. Die nahende Fußball-Europameisterschaft sollte sich darin thematisch wiederfinden.

Nicolas Musin​​​​​​​: „Ja, aber weder als Imitation von Fußball noch als Werbung für die UEFA, eher als Stilisierung, als Spiel mit Musik.“

Die Zusammenarbeit mit Tänzern des Wiener Balletts, das sich seit Renato Zanellas Abschied „radikal“ verändert hat, wie Musin ohne zu werten meint, sei nett, aber ohne Balance gewesen.

Nicolas Musin​​​​​​​: „Es war ziemlich kompliziert, einen gewissen Akademismus zu brechen, einige Tänzer hatten Probleme, mit ihrem Körper zu sprechen. Das klassische Ballett ist eine Sprache, die in unsere Zeit übersetzt werden muss.“

Wie sieht Nicolas Musin heute, mit Distanz, das Tanzland Österreich?

Nicolas Musin​​​​​​​: „Ich sehe keinen österreichischen Tanz außerhalb des Landes. In Wien ist das ImPuls Tanz-Festival das Unternehmen, das Künstler von überallher präsentiert.“

Das Multitalent beschäftigt sich im „luxuriösen Käfig“, wie Musin die Schweiz bezeichnet, derzeit mit Modedesign. Was ihm vorschwebt?

Nicolas Musin​​​​​​​: „Den besten Platz und Partner zu finden, um eine transdisziplinäre Kunst für Publikum zu entwickeln.“

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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