Warhols Patchwork-Persönlichkeiten

Ein Interview mit Willi Dorner zu seinem Stück „Dolly and Me“?

Wien, 13/12/2008

Willi Dorner zählt zu den gefragtesten Choreografen aus Österreich auf internationalem Boden. Er hatte einen Vierjahres-Fördervertrag mit der Stadt Wien, der jetzt aber nicht verlängert wurde. Das macht seine Arbeitssituation im Planen und bei Koproduktionen wieder schwieriger. Sein neues Stück „Dolly and Me“ wurde am Donnerstag in der Halle G im MuseumsQuartier uraufgeführt.

Redaktion: Worum geht es in „Dolly and Me“?

Willi Dorner: „Dolly and Me“ geht von einer Vision Andy Warhols aus, der in den 60er-Jahren einen neuen Typus von Doppelgänger vor Augen hatte, eine Patchworkpersönlichkeit, die - vorwiegend über visuelle Medien sozialisiert - eine „media-made“-Figur abgibt. Diese Figur steht im Mittelpunkt.

Redaktion: Welche Kunst-Verweise darf man sich darin erwarten?

Willi Dorner: Es sind vorwiegend Verweise auf Filme: Persönlichkeiten aus Filmen, Gesten und Körpersprache der medialen „Vorbilder“, Blickordnungen in Filmen. Und auf die Strukturen, mit denen Film arbeitet, wie zum Beispiel die Beziehung von Ton und Bild.

Redaktion: Für Linz09 entwickeln Sie ein Auftragswerk mit Architekten. Verraten Sie uns ein paar Eckpunkte daraus?

Willi Dorner: „Above-under-inbetween“ ist eine Weiterentwicklung meiner Produktion „Bodies in Urban Spaces“, in der es um die Rückeroberung des öffentlichen Raumes durch die Bewohner ging. Ausgehend von Modulen und einzelnen Versatzstücken des Wohnens entstehen in der Performance neue, ihrer stereotypen Funktionalität entledigte Elemente. Die widersprüchliche Nutzung und Zusammenfügung der Module durch die Performer führt die Bewegungsgewohnheiten unseres sozialen Handelns ad absurdum und ermöglicht zugleich, diese zu reflektieren und so eine differenzierte Sichtweise auf alltägliche Lebensgewohnheiten zu gewinnen.

Redaktion: Wer sind Ihre Mitstreiter?

Willi Dorner: Ich habe die Architektengruppe MVD, die vor 4 Jahren am Wallensteinplatz mit ihrem Projekt „add-on“ großes Aufsehen erregte und dieses Projekt bei der diesjährigen Biennale in Venedig vorstellen konnte, zur Zusammenarbeit eingeladen. Wir entwickeln mit einer Gruppe von sieben Performern eine Skulptur, die sich aus einem auf der Straße stehenden Container heraus entwickelt. In Linz entwickelt sich die Skulptur quer über die Straße, eine Hausmauer hinauf, über einen Balkon und endet in einem Wohnhaus.

Redaktion: Wo werden Sie dieses Projekt in Wien zeigen?

Willi Dorner: Für Wien habe ich noch keinen Partner gefunden.

INFO: Weitere Aufführungen am 12. und 13. 12., Tanzquartier, Halle G, 20.30 Uhr. www.tanzquartier.at

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