Anna tanzt III

„Jeder Mensch ist ein Tänzer“

München, 26/07/2008

„Jeder Mensch ist ein Tänzer“. Auf den Spuren dieser Maxime des großen Tanztheoretikers Rudolf von Laban (1879-1958) konnte jetzt das Bayerische Staatsballett die Ergebnisse seines zum dritten Mal organisierten Projektes „Anna tanzt“ in der Münchner Muffathalle vorstellen. Die 8. Jahrgangsstufe des Münchner St. Anna Gymnasiums und eine Klasse gehörgeschädigter Kinder der Samuel Heinicke Realschule präsentierten Szenen nach Strawinskys „Feuervogel“. Am Ende euphorischer Jubel von den begeisterten Mamas, Papas, Freunden und eine feierliche Auszeichnung: „Anna tanzt“ ist einer der Preisträger des bundesweiten Innovationswettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“.

Zum ersten Mal dabei das Staatsorchester-Jugendprojekt ATTACCA unter Allan Bergius, das der Vorstellung musikalisch-professionellen Glanz verlieh. Volle Anerkennung aber auch dafür, dass auf der Bühne all das Trippeln, Hüpfen, Laufen, Armwedeln, Bodenrollen, vor allem die vielen Raumwege und -muster so gut im Kopf gespeichert und richtig ausgeführt wurden. Eine Leistung auch für die Berliner Choreografin Nadja Raszewski, die mit einer Masse von 110 (!) Schüler/innen und einer nur dreiwöchigen Probenzeit zurechtkommen musste. Künstlerische Maßstäbe verbieten sich also. Es geht erst einmal um das Bewusstmachen von Körper, von Bewegungsfreiheit und Bewegungsfreude.

„Tanzen ist wie Lachen und das Bewusstsein von uns selbst“, formulierte poetisch Staatsballettchef Ivan Liska in seiner kleinen Ansprache. Dass Tanz die emotionalen, geistigen und sozialen Fähigkeiten fördert, ist psycho-/neurologisch längst erwiesen. Das „Anna-Modell“ und die Unternehmungen des hier kooperierenden Münchner Vereins „Tanz & Schule“ sind also nur zu begrüßen. Wirkliche Früchte tragen werden diese Bestrebungen allerdings erst, wenn Tanz als reguläres Schulfach eingeführt wird. Dafür sollten sich die hier Engagierten, das Bayerische Kunstministerium, das Münchner Kulturreferat, die diversen Fördervereine und Sponsoren, einsetzen. In der Verantwortung ist vor allem die Kulturstiftung des Bundes, die sich mit ihrem Fördermodell „Tanzplan Deutschland“ für diese Sache so heftig ins Zeug wirft.

 

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