Vom Überleben in „Freiheit“

Steptext 1996-2006 - 10 Jahre zeitgenössischer Tanz in Bremen

Lüneburg, 02/04/2007

Zehn Jahre ist sie alt – und besteht immer noch. Allein das hebt die freie Bremer Tanzkompanie steptext heraus, denn das scheinbar positive Wort „frei“ bedeutet meist: ohne regelmäßige Zuschüsse auskommen zu müssen, nur für bestimmte Projekte Geld aus öffentlicher oder Sponsorenhand zu erhalten, keine eigene Probenstätte zu haben. Bedeutet auch, Tänzer*innen oft nicht lange im Ensemble halten zu können, immer wieder von Neuem beginnen zu müssen. Helge Letonja und Günther Grollitsch, Leiter und Choreografen von steptext, haben es geschafft, sind seit 2003 in der Schwankhalle am Buntentorsteinweg 112 im Bremer Stadtteil Neustadt zu Hause. Mit unters Dach geschlüpft sind das Junge Theater Bremen, das Quartier e.V., das Radioprojekt „kultur gut“ und weitere kulturelle Unternehmungen.

Im Vorwort bescheinigt Carsten Werner, Projektleiter der Schwankhalle, steptext „ein quasi biblisches Alter – zumal in Bremen, da entspricht eine Dekade ja mehreren Generationen von Kultursenatoren“. Im weiteren Verlauf beschreibt der Band die ungewöhnlichen Lebensläufe von Letonja und Grollitsch, beide offenbar getrieben von einer unersättlichen Neugier nach allen Facetten des Tanzes. Letonja wurde beispielsweise von Susanne Linke während ihrer Zeit in Bremen beeinflusst. „Initialzündung für die Gründung einer eigenen Kompanie war die Ansammlung von starken Persönlichkeiten“, erzählt Letonja. Einige unter ihnen wie Anne Minetti, Marion Amschwand und Ziv Frenkel sind heute noch mit steptext verbunden.

Bis zu ihrer Etablierung in der Schwankhalle „litt auch steptext jahrelang an der nur marginalen Förderung ihrer Arbeit“ durch Projektgelder. Bis Margit Hohlfeld, Leiterin der Bremer Kulturbehörde, zusammen Protagonisten im Ortsteil Neustadt die Konzeption für ein Kunsthaus entwickelte; dadurch belebte sich die ziemlich öde Wohngegend, und steptext bot sich eine ständige Arbeitsstätte.

Die folgenden gut 60 Seiten geben einen Überblick vom Schaffen Letonjas und Grollitschs sowie den weiteren Produktionen des Ensembles, illustriert durch gute bis exzellente Fotostrecken.

Die 80-seitige Broschüre beleuchtet die Situation einer freien Gruppe wie steptext, die sich nur durch „eine gute Portion Beharrungsvermögen und, ja, Penetranz“ (Carsten Werner) über die Jahre behauptet. Natürlich fehlte nicht der Antrieb, vom eigenen künstlerischen Anliegen überzeugt zu sein und „eine offenbar kaum zu enttäuschende Lust auf Bremen“ (wiederum Werner).

Herausgekommen im verdienstvollen K.Kieser Verlag, München, ist der empfehlenswerte Band (12 Euro) zu erhalten über www.steptext.de oder www.k-kieser-verlag.de.

 

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