„Josephs Legende“ von Peter Breuer

Kammerballett beim Richard-Strauss-Festival

Garmisch-Partenkirchen, 25/06/2007

Die Alpspitzhalle war so gut wie ausverkauft: Zum ersten Mal Ballett beim Richard-Strauss-Festival, das ist doch einmal eine Abwechslung. Und im Grunde ja längst ein Muss, denn immerhin hat Strauss zwei Ballette und des öfteren Tänze in seine Opern hinein komponiert. Der knapp zehnminütige Tanz aus der Oper „Salome“ diente Choreograph Peter Breuer denn auch als Interludium zwischen Ravels „Boléro“ und der für Garmisch-Partenkirchen neu entworfenen „Josephs Legende“ von Strauss.

Ein Aufmarsch- und Ausstattungsballett mit orientalischen Sklaven, türkischen Faustkämpfern und Liebesdienerinnen, wie es, gemäß Libretto, 1914 die Pariser Uraufführung von Diaghilews Ballets Russes war, wie es 1977 auch noch John Neumeier realisierte, konnte Peter Breuers Version nicht sein - mit seinem Salzburger Ensemble von nur 14 Tänzern in sparsamen post-expressionistischen schwarzen Tanztheater-Outfits. Breuer konzentrierte sich deswegen auf den Kern des Dramas: Potiphars Frau begehrt den jungen schönen Joseph. Der jedoch ist ein Naivling einerseits und ein Gottsucher andererseits. Weibliche Rache, Folter Josephs, Errettung durch den Engel und Frau Potiphars Selbstmord. Das alles versteht der Salzburger Ballettchef sehr gut zu erzählen. Auch an Pas-de-deux-Knowhow, an spektakulär komplizierten Hebungen fehlt es nicht in seiner Handschrift. Dicht choreographiert ist vor allem der lange Tanz seines „doppelten Josephs“, wenn auch die Zweigesichtigkeit des Hirtenknaben in den beiden Tänzern nicht ganz deutlich wird.

Die „Josephs Legende“ als Kammerballett - das geht natürlich. Eine Hürde ist hier jedoch die übliche Theatermaße sprengende Bühnenbreite. Wenn rechts Potiphar in Staatsgeschäfte vertieft ist und schier endlose Meter weiter links sich seine Frau mit ihrer Lieblingssklavin auf dem Kanapee die Zeit vertreibt, können die Akteure kaum Beziehungsspannung aufbauen. Und diese Eissporthalle hat auch akustisch ziemliche Nachteile, so wie sich die Staatskapelle Halle unter Peter Keuschnig anhörte.

Ravels „Boléro“, dem Orchester vielleicht auch vertrauter, klang schon besser. In diesem rein körperlich-dynamischem Ballett fühlte sich auch das Ensemble sichtlich daheim. Aus der reliefartigen Reihe im Hintergrund treten abwechselnd einzelne Männer und Frauen für eine kurze Solo-Sequenz heraus. Aber immer schwingt die ganze Gruppe in einem sanften Wiegeschritt, steigert sich im Anschwellen der Musik mit kraftvollen Arm- und Torsobewegungen, füllt schließlich als große ekstatische Gruppe diese Breitwandbühne, so dass Beton und spröde Hallenatmosphäre völlig weggetanzt sind. Am Ende tosender Beifall.

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