Die Wand oder „Giselle“
Das English National Ballet im Festspielhaus St. Pölten mit Akram Khans vielbeachteter „Giselle“-Inszenierung
Steve Reich, demnächst 70, hat seine 25-minütige Komposition „Variations for Vibes, Pianos and Strings“ fix und fertig bei Akram Khan abgegeben. Ohne den Londoner Choreografen mit indischen Wurzeln mit einzubeziehen. Was eine Kollaboration im Auftrag der European Concert Hall Organisation sein sollte, wurde in gewissem Sinn eine einseitige Reich-Sache. Zwischen der famosen London Sinfonietta, die das Publikum im Konzerthaus bereits mit Reichs „Sextet“ und „Different Trains“ hingerissen hatte, und Khan sowie den weiteren Tänzern Gregory Maqoma (Johannesburg) und Young Jin Kim (Seoul) aber funktionierte die Zusammenarbeit.
Khan reißt sinnbildlich die Enden der großformatigen Komposition auf und lässt Maqoma zu Beginn auf imaginäre Fragen antworten. Der erzählt, dass er aus einem Land kommt, in dem Tanz und Musik einander bedingen und dass er hoffe, im Auftritt eine gewisse Harmonie mit der Musik zu erlangen. Auf einem Viereck, die Musiker sitzen dahinter, entwickelt das Tänzertrio fließend solistisches Bewegungsmaterial. Die immense Kraft wird aus dem Boden gesogen und holt das flirrende Reich-Kompendium damit von seinem Höhenflug herunter. Stellenweise findet ein Einklang zwischen den stupenden Tänzern statt. Im Mittelteil überzeichnet das Trio Brad Lubmans Dirigierbewegungen und setzt damit noch einmal kräftige Kontrapunkte.
Links: www.stevereich.com / www.akramkhancompany.net
Mit freundlicher Genehmigung des Kurier
Noch keine Beiträge
basierend auf den Schlüsselwörtern
Please login to post comments