Mit großer, präziser Linie

„Schwanensee“ an der Wiener Staatsoper

Wien, 30/04/2006

Ein zartes, schmales Wesen, das keine Mühe hat, die Fußspitze neben seinem Ohr zu platzieren und ein penibel auf die Erfüllung des Verlangten ausgerichteter Techniker: Anstelle der verletzten Polina Semionova und dem ursprünglich angekündigten Igor Zelensky (Kirow Ballett) gastieren derzeit Alina Somova und Igor Kolb an der Staatsoper. Die beiden Kirow-Tänzer haben sich im Vorstudium die Wiener Fassung des „Schwanensee“ von Nurejew zu eigen gemacht und kommen mühelos mit dem Kollegen Jendrik Springer und ihren tanzenden Kollegen zurecht.

Auch das Wiener Ensemble hat in dieser Inszenierung mittlerweile deutlich an Akuratesse gewonnen, auch der schwierige Pas de cinq im ersten Akt um den Gastprinzen herum funktioniert diesmal mit Nakamura, Golibina, Popov und Kourlaev. Igor Kolb verleiht diesem Bestreben nach Korrektheit mit seinem ungewöhnlich präzisen Tanz, hohen Beinen, abgezirkelten Sprüngen und betont geführten Armen eine besondere akademische Note. Sein Siegfried ist nobel, elegant, wenn auch selten von Emotionen der Liebe ergriffen.

Die erst 20-jährige Alina Somova reißt das Publikum vor allem als Schwarzer Schwan mit gefährlich blitzenden Augen mit. Auch sie antwortet rigoros auf jede technische Herausforderung, findet allerdings selten einen sichtbaren Weg in die Gefühlslandschaft der verzauberten Prinzessin Odette, die doch nur durch Liebe befreit werden kann. Formal ein wunderbares Paar, das Drama aber, das durch die Bewegung spricht, bleiben die Gäste weitgehend schuldig.

Link: www.dasballett.at 

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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