Ein aufgehender Stern

Polina Semionova mit Odette/Odile in „Schwanensee“ in Wien

Wien, 23/05/2007

Was für ein künstlerisches Potenzial: Die 22-jährige Polina Semionova, die im Berliner Staatsballett engagiert ist und erneut in Wien gastiert, zeigte sich erstmals in der Doppelrolle Odette/Odile in „Schwanensee“. Zweifellos ist die groß gewachsene Ballerina ein aufgehender Stern am viel zitierten Ballett-Himmel. Mit wunderschöner Allüre und sehr mädchenhaftem Schmelz nähert sie sich der Darstellung der verzauberten Prinzessin in der traditionsreichen Inszenierung von Rudolf Nurejew. Und findet leider im an sich zupackenden Dirigenten Jendrik Springer mehrmals keine Unterstützung. Das Solo im zweiten Akt etwa gerät musikalisch so langsam, dass Semionova nahezu auf Zeitlupe umschalten muss. Ihr gelingt das, weil sie eine wahre Balance-Künstlerin ist.

Auch im Schluss-Duo im verliert Tschaikowsky derart an Tempo, dass es einen hörbaren Hinweis der Tänzerin braucht, um den Orchestergraben auf sich aufmerksam zu machen. Technisch hat sich Semionova gut im Griff. Sie imponiert mit hohen Arabesken und variierten, siegessicheren Fouetté-Drehungen. Partner des Abends war Gregor Hatala, der für den erkrankten Vladimir Shishov einspringen musste. Von Größe und Statur kein passender Siegfried für Semionova, ist Hatala um größtmöglichen, ehrlichen Einsatz bemüht. Großer Jubel.


Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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