Das magische Gefühl der Wirklichkeit

Zur Wiederaufnahme von „A Sort of ...“ und „Apartment“

München, 12/06/2006

Ein Zusammenspiel bewährter wie neuer Kräfte prägte die Wiederaufnahme des beeindruckenden „Portrait Mats Ek“. Zu seinen Stücken und ihrer Ortsbestimmung im Repertoire ist das Wesentliche bereits gesagt. Sprechen wir also über die aktuelle Ausführung.

Bereits Norbert Graf mit seinem Eröffnungssolo von “A Sort of …“ weckte die Erwartung auf einen hervorragend präparierten Abend. Mit präzisem Timing entfaltete er sowohl die Komik als auch das sinnliche Nachspüren in den Bewegungen Eks. Als Valentina Divina dazukam, die diese Tanzsprache ebenfalls verinnerlicht hat, verbreiteten beide im Theater den Bann des Traumwandlerischen. Als sie hinauszogen, verkörperte das Corps mit gefährlicher Power die martialische Außenwelt. Roberta Fernandes als Mädchen mit dem roten Luftballon, der ihr wie alle Hoffnungen entflog, stieg auf hohem Niveau in ihre neue Rolle ein. Das groteske Vergnügen dreier Paare geriet durch die auch hier gelungene Einheitlichkeit des hohen Tempos sehr dynamisch und schlug um in eine Begräbnisstimmung, illustriert durch einen Tänzer, der wie ein Stück Fleisch am Haken hing. Alen Bottaini, erstmals den Partner in der neuen Liebesbegegnung des Luftballon-Mädchens tanzend, gestaltete diese Episode mit souveräner Ruhe und Natürlichkeit zu einer fast andachtsvollen Schönheit, und Roberta Fernandes trug das mit ihrer unforcierten Empfänglichkeit für seine Offerte mit.

Dann brachen die Gräuel des Krieges wieder brutal herein – ein in seinen akzentuierten Akten beklemmendes Massaker! Die Verzweiflung darüber evozierte Valentina Divina in einem kurzen, stark getanzten Solo. Die in die Diagonale geschobene Wand, eben noch als Hinrichtungsmauer fungierend, löste sich auf, das dahinter auf der Bühne spielende Orchester (furios unter Myron Romanul) wurde sichtbar, ebenso wie das seine Geschlechterrollen tauschende Anfangspaar, und dann begann das unerbittliche Stakkato des Finales, an dessen Ende der Mann die Frau verliert. Ein Tanztheater-Traumstück, das gerade in dieser Erneuerung – Mats Ek leitete die letzten Proben selbst – unter die Haut ging!

Sherelle Charge eröffnete „Apartment“ darstellerisch und tänzerisch stark. Mit Alen Bottaini, Lukas Slavický, Roman Lazik und Ryan Ocampo kam eine phantastische Besetzung der Männer hinzu, die diese Frau von ihrer Bidet-Obsession wegholen wollen! Als Debutant der nächsten Szene nutzte Xiaonan Xu jede Bewegung für den geradlinigen Ausdruck: Alles zog ihn zum Fernseher, alles ekelte ihn an diesem Gott seiner Zeit, er gewann diesem Spannungsfeld komische wie tragische Momente ab und überzeugte durch tiefe Durchdringung seiner Rolle wie auch durch tänzerische Virtuosität. Von beeindruckender Kraft war auch die Straßenszene, in der drei Tänzerinnen und vier Tänzer auf einem Zebrastreifen enden, wie er bekanntlich die Blicke Mats Eks angezogen und ihn zu Phantasien darüber inspiriert hatte, was all diese Passanten wohl in ihren Apartments treiben.

Altbewährt, doch durch die gesteigerte tänzerische Übereinstimmung intensiver als je zuvor, tanzten Valentina Divina und Roman Lazik die obsessive Beziehung des Paares im „Herd“-Pas de deux. Dessen grässlichem Ende kontrapunktisch entgegengesetzt folgten die kindlich-absurden „Spiele“, in denen gefiel, mit welcher Sensibilität das Trio Laure Bridel Picq, Fiona Evans und Olivier Vercoutère in der reduzierten Lautstärke der Musik agierte. Unglaublich stark prallten Sherelle Charge und Xiaonan Xu wegen des Fernsehers zusammen, ehe mit „Walzer“ wiederum eine glänzend besetzte Gruppenszene folgte. Der brillant getanzte „Staubsauger“-Sketch mit Laure Bridel-Picq, Wunsze Chan, Sherelle Charge, Silvia Confalonieri und Valentina Divina erntete Szenenapplaus. Sein Furioso war die Kontrastfolie für die „Stille“ mit Alen Bottaini und Olivier Vercoutère, bevor im „Tür“-Pas de deux neue Debütanten überraschten. Wunsze Chan tanzte sehr natürlich auf ihre Bedürfnisse als junge Frau hinstürmend mit dem ungeheuer geschmeidigen Ryan Ocampo, der schon in vielen Partien überzeugt hat, und erwies sich mit ihrem völlig ungespielt wirkenden ehrlichen Agieren fast als Idealbesetzung. Im Finale sah man noch einmal Xiaonan Xu, einen in seiner eleganten Extension hochkultiviert und überaus modern wirkenden Tänzer, der mit geistiger Entschiedenheit hundertprozentig dabei war – wie übrigens in hohem Grad das ganze Ensemble, in dem auch für einen häufigen Besucher gerade in modernen Stücken noch ständig Neuentdeckungen zu machen sind.

Ein Zusammenspiel bewährter wie neuer Kräfte prägte die Wiederaufnahme des beeindruckenden „Portrait Mats Ek“. Zu seinen Stücken und ihrer Ortsbestimmung im Repertoire ist das Wesentliche bereits gesagt. Sprechen wir also über die aktuelle Ausführung.

Bereits Norbert Graf mit seinem Eröffnungssolo von „“A Sort of …“ weckte die Erwartung auf einen hervorragend präparierten Abend. Mit präzisem Timing entfaltete er sowohl die Komik als auch das sinnliche Nachspüren in den Bewegungen Eks. Als Valentina Divina dazukam, die diese Tanzsprache ebenfalls verinnerlicht hat, verbreiteten beide im Theater den Bann des Traumwandlerischen. Als sie hinauszogen, verkörperte das Corps mit gefährlicher Power die martialische Außenwelt. Roberta Fernandes als Mädchen mit dem roten Luftballon, der ihr wie alle Hoffnungen entflog, stieg auf hohem Niveau in ihre neue Rolle ein. Das groteske Vergnügen dreier Paare geriet durch die auch hier gelungene Einheitlichkeit des hohen Tempos sehr dynamisch und schlug um in eine Begräbnisstimmung, illustriert durch einen Tänzer, der wie ein Stück Fleisch am Haken hing. Alen Bottaini, erstmals den Partner in der neuen Liebesbegegnung des Luftballon-Mädchens tanzend, gestaltete diese Episode mit souveräner Ruhe und Natürlichkeit zu einer fast andachtsvollen Schönheit, und Roberta Fernandes trug das mit ihrer unforcierten Empfänglichkeit für seine Offerte mit.

Dann brachen die Gräuel des Krieges wieder brutal herein – ein in seinen akzentuierten Akten beklemmendes Massaker! Die Verzweiflung darüber evozierte Valentina Divina in einem kurzen, stark getanzten Solo. Die in die Diagonale geschobene Wand, eben noch als Hinrichtungsmauer fungierend, löste sich auf, das dahinter auf der Bühne spielende Orchester (furios unter Myron Romanul) wurde sichtbar, ebenso wie das seine Geschlechterrollen tauschende Anfangspaar, und dann begann das unerbittliche Stakkato des Finales, an dessen Ende der Mann die Frau verliert. Ein Tanztheater-Traumstück, das gerade in dieser Erneuerung – Mats Ek leitete die letzten Proben selbst – unter die Haut ging!

Sherelle Charge eröffnete „Apartment“ darstellerisch und tänzerisch stark. Mit Alen Bottaini, Lukas Slavický, Roman Lazik und Ryan Ocampo kam eine phantastische Besetzung der Männer hinzu, die diese Frau von ihrer Bidet-Obsession wegholen wollen! Als Debutant der nächsten Szene nutzte Xiaonan Xu jede Bewegung für den geradlinigen Ausdruck: Alles zog ihn zum Fernseher, alles ekelte ihn an diesem Gott seiner Zeit, er gewann diesem Spannungsfeld komische wie tragische Momente ab und überzeugte durch tiefe Durchdringung seiner Rolle wie auch durch tänzerische Virtuosität. Von beeindruckender Kraft war auch die Straßenszene, in der drei Tänzerinnen und vier Tänzer auf einem Zebrastreifen enden, wie er bekanntlich die Blicke Mats Eks angezogen und ihn zu Phantasien darüber inspiriert hatte, was all diese Passanten wohl in ihren Apartments treiben.

Altbewährt, doch durch die gesteigerte tänzerische Übereinstimmung intensiver als je zuvor, tanzten Valentina Divina und Roman Lazik die obsessive Beziehung des Paares im „Herd“-Pas de deux. Dessen grässlichem Ende kontrapunktisch entgegengesetzt folgten die kindlich-absurden „Spiele“, in denen gefiel, mit welcher Sensibilität das Trio Laure Bridel Picq, Fiona Evans und Olivier Vercoutère in der reduzierten Lautstärke der Musik agierte. Unglaublich stark prallten Sherelle Charge und Xiaonan Xu wegen des Fernsehers zusammen, ehe mit „Walzer“ wiederum eine glänzend besetzte Gruppenszene folgte. Der brillant getanzte „Staubsauger“-Sketch mit Laure Bridel-Picq, Wunsze Chan, Sherelle Charge, Silvia Confalonieri und Valentina Divina erntete Szenenapplaus. Sein Furioso war die Kontrastfolie für die „Stille“ mit Alen Bottaini und Olivier Vercoutère, bevor im „Tür“-Pas de deux neue Debütanten überraschten. Wunsze Chan tanzte sehr natürlich auf ihre Bedürfnisse als junge Frau hinstürmend mit dem ungeheuer geschmeidigen Ryan Ocampo, der schon in vielen Partien überzeugt hat, und erwies sich mit ihrem völlig ungespielt wirkenden ehrlichen Agieren fast als Idealbesetzung. Im Finale sah man noch einmal Xiaonan Xu, einen in seiner eleganten Extension hochkultiviert und überaus modern wirkenden Tänzer, der mit geistiger Entschiedenheit hundertprozentig dabei war – wie übrigens in hohem Grad das ganze Ensemble, in dem auch für einen häufigen Besucher gerade in modernen Stücken noch ständig Neuentdeckungen zu machen sind.

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