Wie erbarmungslos die Zeit vergeht

Ismael Ivo und Akemi Takeya bei ImPulsTanz

Wien, 11/08/2006

Vom Älterwerden handeln die beiden Solo-Abende, die noch heute, Freitag, beim Festival ImPulsTanz zu sehen sind: Indirekt im Fall von Ismael Ivo im Volkstheater, direkt bei Akemi Takeya im Burgkasino.

Aus dem Jahr 1989 stammt „Apocalypse“, eines jener schweißtreibenden Soli mit denen der afrobrasilianische Tanzstar bekannt wurde. In Tokyo uraufgeführt, mit den Zelebritäten Ushio Amagatsu (Chef der Butoh-Männer Sankai Juku) und Takashi Kako (Piano) erarbeitet, wirkt der Auftritt heute nicht nur wie ein Rückblick auf vergangene Zeiten. Ismael Ivos Auftritt erinnert in seiner Intensität, die er zweifelsohne immer noch verströmt, vielmehr an Kammertanzabende großer reifer Ausdruckstänzer.

Was aber beweist man mit solch einer „Festival-Reprise“, wie das ImPulsTanz-Team das Gastspiel nennt? In Ivos aktuellem Fall weist sie nach, mit welch eklektischem Bewegungs-Material der Tänzer damals in seinem theatralischen Lebensbogen-Entwurf umging und wie sehr er auf die direkte Bindung zur Musik vertraute. Sein Publikum dankt ihm die nahezu akademische Selbstbefreiung auf der Bühne auch heute noch.

Anders Akemi Takeya: Die in Wien lebende Japanerin stieß in der Uraufführung „So What!“ im Kasino einen künstlerischen Hilferuf aus. Erzählt, leider schwer verständlich, von Verhaltensweisen und Hoffnungen einer erwachenden Frau und versucht Mittel und Wege zu finden, um eine Performance zum Laufen bringen. Da gibt es schöne Momente, etwa wenn die stimmgewaltige Takeya Freejazz brabbelt.

Gemeinsam mit der Berliner Audio-Video-Formation „Rechenzentrum“ entwickelte die Solistin den zunehmend stärker werdenden Abend, in dessen Verlauf die Form der sich ständig verändernden Spirale bedeutsam wird. Die Spirale als schicksalhaftes Lebenskreisen, dem sich niemand entziehen kann. Takeya hält immer wieder inne, setzt neu an, möchte gerne Diane Keaton spielen und ist glaubwürdig, wenn sie an dem japanischen Shamisen-Instrument zupft.

Gut möglich, dass die Vielbegabte den gewollten Einbruch zu nutzen weiß, um zu neuen Ufern aufzubrechen.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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