Langweiliger Wahnsinn

„Giselle“ an der Wiener Staatsoper

Wien, 25/10/2006

Als ob nur das szenische Gerippe übrig wäre: Die Aufführung des romantischen Balletts „Giselle“, das den Tod des betrogenen Mädchens mit fatalen Folgen zum Thema hat, geriet an der Staatsoper zur leeren Form.

Offenbar fällt es keinem der Verantwortlichen auf, wenn Albrecht, den Giuseppe Picone mit manch schöner Attitüde, darstellerisch aber unbeholfen zeigte, im Privatkostüm auf der Bühne steht. Dass sich die für die Inszenierung verantwortliche Elena Tschernischova in den 90ern nicht nur Schritte, sondern auch ein Farbkonzept für die Ausstattung überlegt hat, ist wohl vergessen.

Inhaltsleer um nicht zu sagen unkünstlerisch verhält sich auch das Corps de ballet der weißen Geister-Mädchen im 2. Akt. Fern jeder sinnhaften Atmosphäre liefert es die Schrittfolgen ab. Dazu passt, dass Andras Lukacs als Wildhüter Hilarion statt Verzweiflung Schön-Tanz vorführt und Elisabeth Golibina als Myrtha ohne Attacke bleibt.

Extreme Tempi gab Dirigent Andras Deri vor, der es Titelheldin Aliya Tanikpaeva nicht einfacher machte. Das Wesen aus dem Jenseits im 2.Akt glaubt man ihr eher als das herzkranke Mädchen im ersten Akt, das nach einer gekünstelten Wahnsinns-Szene stirbt.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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