Entdeckungsreise in die Intimität

Uraufführung von Mia Lawrences „hide and seek“ in der Muffathalle

München, 10/12/2002

Was sofort auffällt, sind Sekunden, in denen eigentlich kaum etwas passiert. Wenn der Unterleib kontrahiert etwa. Jene kleinen intimen Bewegungen, die in den Stücken der Tänzerin und Choreografin Mia Lawrence für Momente klar vor Augen stehen. Auch ihr jüngstes Stück „hide and seek“, das heute in der Muffathalle uraufgeführt wird (20.30 Uhr, noch einmal morgen), trägt deutliche Spuren dieser Intimität. Ihr winkliger, scharf akzentuierter Tanz wirft Spots auf äußerst private Begegnungen mit sich selbst und den anderen. „Wie gehen wir miteinander um? Was sehen wir, wenn wir den anderen betrachten? Wie geben wir aufeinander Acht?“ Fragen, die von der New Yorker Wahlmünchnerin schon in ihrem letztjährigen Stück „Into the blue“ gestellt und für „hide and seek“ wieder aufgegriffen wurden. „Daran arbeite ich eigentlich immer“, sagt sie, wenn es auch jetzt, auf der Probebühne des i-camp, darum geht, die ersten Minuten des in Salzburg und Kortrijk entstandenen Stücks umzumodeln.

Die Koproduktionspartner, das österreichische Tanzzentrum SEAD von Susan Quinn und „Dans“ in Belgien, sind überlebenswichtig. In München gibt es – das alte Ärgernis – immer noch keinen geeigneten Probenraum, keine Möglichkeit, ihre beiden Tänzer Ludger Lamers und Michel Yang kostengünstig unterzubringen. Mit Ludger Lamers ist der Text entstanden, der „hide and seek“ durchzieht. Die einander häufig überlappenden Stimmen einer Frau und eines Mannes entwerfen Situationen des Wartens und imaginieren mögliche Handlungen. Die Geschichte von Odysseus und der auf ihn wartenden Penelope inspirierte Lamers und Lawrence zu ihrem gemeinsam geschriebenen Text. Jeder sucht und verbirgt irgend etwas in dem Versteckspiel „hide and seek“.

Die frühere Tänzerin bei Stephen Petronio liebt den stillen und intuitiven Beginn. Anfangs kann sie kaum etwas über das Stück sagen, später aber das Werk und seinen Verlauf leichthin erklären. Später erst kommt auch Claudia Heu hinzu, die als „Auge von außen“ über die Dramaturgie wacht. Der kreative Austausch habe viel Spaß gemacht, meint Lawrence, und sitzt recht entspannt auf der Probebühne in der Auenstraße, die nicht annähernd die Maße der Muffathallenbühne hat, dafür auch an trüben Tagen vom Licht durchflutet wird. Wo „hide und seek“ spielt? „In einer anderen Welt mit bestimmten Regeln und vielen Spielen. Am Schluss sind wir nicht mehr am selben Platz. Wie haben eine Reise gemacht. Und das mögen wir ganz besonders.“

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