Highlight der Tanzsaison

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Taipeh, 15/05/2001

Leser der FAZ waren schon immer ein bisschen besser informiert. Und so wissen sie denn bereits seit Mitte Mai, was FAZ-Nichtleser vermutlich erst in drei bis vier Monaten erfahren werden: wer die meisten Aussichten hat, zum „Highlight der Tanzsaison“ gekürt zu werden. Erst dann wird bekanntlich das Ergebnis der Abstimmung der Kritikerumfrage 2001 in „Europe´s Leading Dance Magazine“ vorliegen. Die nämlich lesen sie alle, auch wenn sie sonst nicht zu den Abonnenten von von bi/ta gehören. Allerdings kann bezweifelt werden, dass sich auch nur eine kleine Minderheit findet, die das Urteil der FAZ teilt. Nicht etwa, weil in den kommenden zwei Monaten bis Spielzeitende noch Sensationelles in Hamburg, Stuttgart oder Ludwigsburg bevorstünde (von London, Paris und Amsterdam einmal ganz abgesehen). Sondern ganz einfach, weil wohl kaum einer von unseren hiesigen Berichterstattern die von der FAZ auserwählte Produktion gesehen hat.

Es handelt sich nämlich um Lin Hwai-mins neueste Kreation: „Bamboo Dreams“, soeben uraufgeführt im National Theatre von Taiwan, dem – wir wissen es seit langem – die speziellen Sympathien unseres Mannes von der FAZ gehören. Alles erfahren indessen auch die Stammleser der FAZ nicht – und der Autor dieses Journals bekennt sich ausdrücklich zu denjenigen, die die FAZ für Deutschlands beste Zeitung halten: Beispielsweise, dass ein Hamburger Choreograf als erster westlicher Ballettmann seit den Tagen Petipas in St. Petersburg für die berühmte Kompanie des Marientheaters im Rahmen eines ihm gewidmeten dreiteiligen Abends ein offenbar gewichtiges Ballett kreiert hat. Aber was bedeutet schon die Achse Hamburg – St. Petersburg gegen die Frankfurt – Taipeh Connection!

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