Walking Dance Class

Die Stadt als Bühne

Salzburgs Straßen mit den Walking Dance Classes von Flavourama und Potpourri Dance tanzend erleben

Die Bespielung des urbanen Raumes hat in Salzburg eine sehr lange Tradition. Schon 1920 wählten Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal den Domplatz zum Aufführungsort für den Jedermann.

Salzburg, 25/11/2025

Von Barbara Bischof

Eine Stadtführung der besonderen Art: Der urbane Raum Salzburgs wird dabei zur Bühne, die Plätze zu idealen Orten, um Stadteschichte zu hören, Hip-Hop-Tanzschritte zu erlernen und dann, angetrieben durch heiße Rhythmen eines rollbaren DJ-Koffers, den Street Dance selbst zu erfahren. Eisige Temperaturen fordern zum erwärmenden Tanzen auf, Tourist*innen bilden einen Kreis um Tanzende, machen zum Teil auch begeistert mit. Die nächtliche Stadt bebt plötzlich unter dem rhythmisch stampfenden Hüpfen von Street Dancern! Die dunklen, nur vom Scheinwerferlicht vorbeifahrender Autos beleuchteten Straßen werden zu pulsierenden Adern, die das historische Salzburg zu neuem Leben erwecken.

Bei der Choreographic Platform Austria werden viele Theater in Salzburg bespielt, die Wege von einer Veranstaltung zur anderen meist in schnellem Schritt bewältigt. Die Flavourama Walking Dance Class hat sich genau diese Wege ausgesucht, um die internationalen Teilnehmer*innen über populäre Kunstformen zu informieren, sie in Bewegung zu bringen und damit erlebbar zu gestalten. Drei Tänzerinnen mit einer Moderatorin holen die Besucher*innen der CPA im Anschluss einer Performance am Theatereingang der arge Kultur ab und führen sie über Plätze und Wege durch Salzburgs Altstadt zum nächsten Veranstaltungsort, zur Szene. 

Populäre Kunstformen wie Hip-Hop, House und Breakdance beleben den urbanen Raum des klassischen Salzburgs. Klar strukturierte Rhythmen aus dem rollenden DJ-Koffer übertönen die Stille der Nacht! Das herbeigelaufene, meist touristische Publikum aus der ganzen Welt lernt wie zufällig erfahrene internationale Choreograf*innen kennen, sie vermitteln voller Hingabe, voller Freude ihre Tanz-Tricks. Viele nehmen die Aufforderung zum Mittanzen bereitwillig an und so bewegen sich Menschen auf zuvor leeren Plätzen, wie dem Springbrunnen auf dem Kajetanerplatz, tanzen durch die vorweihnachtlichen Gässchen, queren vielbefahrene Kreuzungen, um dann wieder auf stille Nebenstraßen den Weg weiter tanzend oder am Festspielhaus vorbeihüpfend fortzusetzen. Wir können bei diesem Walk ganz viel lernen: die Geschichte von Salzburgs Plätzen, Tanzschritte des Street Dances und dann das besondere Erleben, sich selbst im Rhythmus der neuen Schrittfolgen zu wiegen, zu hüpfen und zu stampfen.

Die Flavourama Walking Dance Class hat unter Anleitung ihrer Salzburger Begründerin Olivia Mitterhuemer die Route erarbeitet, die Plätze auf ihre Geschichte hinterfragt und dementsprechend ein performatives kuratorisches Konzept mit ihren Tänzerinnen kreiert: sozusagen einen Brückenschlag zwischen Historie und Moderne. Die Führung schließt alles mit ein, sogar den eben eröffneten Adventmarkt am Domplatz.

Die Bespielung des urbanen Raumes hat in Salzburg eine sehr lange Tradition. Schon 1920 wählten Max Reinhardt und Hugo von Hofmannsthal den Domplatz zum Aufführungsort für den Jedermann. Das Leben und Sterben des reichen Mannes wird hier nun seit über 100 Jahren an diesem altehrwürdigen Platz dargestellt, der Dom als Bühne immer wieder neu inszeniert. Das Publikum aus aller Welt kann sich nicht satt sehen an dieser historischen Kulisse, ist stets aufs Neue begeistert, die Vorstellungen sind seit Jahren ausverkauft. Der Jedermann am Domplatz ist eine Institution bei den alljährlichen Festspielen von Salzburg.

Das im Jahre 2009 gegründete Flavourama Dance Festival hat sich in der Street Dance-Szene einen internationalen Platz erobert. Als eines der führenden Festivals für Hip-Hop und House Dance in Europa feiert Flavourama die Street- und Clubkultur mit einem starken Fokus auf künstlerische Qualität, reflexiver Tiefe und bedeutungsvollen Austausch.

Doch im Street Dance werden nicht nur Battles ausgetanzt, dem Street Dance gehört auch der urbane Raum, wo er auch in den 1970er in der Bronx von New York seinen Ursprung hatte. Ein sehr bereicherndes Konzept dieser Plattform!

 

Dieser Text entstand im Rahmen einer Kooperation von tanznetz mit Studierenden der Paris Lodron Universität in Salzburg unter der Leitung von Dr. Miriam Althammer und der Choreographic Platform Austria.

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