„GERMAINE ACOGNY – die Essenz des Tanzes“

The Serpent of Life

Dokumentation „GERMAINE ACOGNY – die Essenz des Tanzes“

Das FILMFEST MÜNCHEN zeigt zehn Tage lang unvergessliche Kinoerlebnisse. 47 Weltpremieren, mehrere Wettbewerbe und zahlreiche Filmtalks und Panels. Die Dokumentation von Greta-Marie Becker „GERMAINE ACOGNY – die Essenz des Tanzes“ ist Teil dieses Festivals.

München, 06/07/2025

Von Dorothea Pokorny

 

„Allez allez alllez marchéz marchéz“, ruft eine Frau von der Kinoleinwand im schicken Gloria Palast mit rotem Teppich und Designlichtern mit luxuriösem Flair. Es ist die 81-jährige Germaine Acogny, sie trainiert eine Gruppe von Schüler*innen in der von ihr gegründeten Tanzschule in Senegal. Traditionelle westafrikanische rhythmische Trommelklänge, Bilder der Atlantikküste und sandsteinige Landschaft entführt das Publikum in das Fischerdorf Toubab Dialaw.

Mit dem Motto des 42. FILMFEST MÜNCHEN „Creating Waves” passt der Film über diese tanzende Seele voller Lebensfreude eindeutig ins Programm. Er stellt den immensen Einfluss dar, den die Senegalesin auf die zeitgenössische Tanzwelt hat. Die Acogny-Technik ist mittlerweile in der ganzen Welt bekannt. Sie verbindet traditionelle westafrikanische Ritualtänze mit zeitgenössischem Stil. Tanzstudent*innen reisen von überall an, um an ihren Workshops teilzunehmen.

Mother of African Contemporary Dance

Germaine Acognys Leben ist Tanz. Sie ist die Mutter des afrikanischen zeitgenössischen Tanzes. Greta-Marie Becker hat über Acognys außergewöhnliche Karriere eine fantastische Dokumentation gedreht, die für den CineCoPro-Award nominiert wurde. Der Award würdigt internationale Koproduktionen mit deutscher Beteiligung. Die Regisseurin ist zu Germaine Acogny in die École des Sables gegangen, hat Archivbilder von großartigen Produktionen herausgekramt und viele ihrer Schüler*innen, Freund*innen und Kolleg*innen befragt. Alle sind sich einig: Germaine Acogny ist ein bemerkenswertes Idol und Tanzikone.

Die nach ihr benannte Acogny-Technik verbindet kulturelle Verwurzelung und globale Modernität. Die traditionellen Tänze lernte Germaine von ihrer Großmutter Aloopho. Nachdem sie ihre Ausbildung im klassischen modernen westlichen Tanz bei Maurice Béjart beendet hat, fühlte sie sich zurück zu ihren Wurzeln gerufen. In der Natur und dem traditionellen Tanz spürt sie ihre Vorfahren. Sie verschmolz die beiden Bewegungsarten ihrer bisherigen Tanzkarriere und entwickelte daraus ihre Technik. 

Die Körper sind das Archiv der Technik

In der École des Sables, der Schule des Sandes, gibt sie ihr Wissen weiter. Der Tanzboden besteht aus Sand. So entsteht der Bezug zur Natur. Pflanzen, Tiere, die Elemente der Natur aber auch Bewegungen des Alltags nimmt sie als Inspiration. Die ‚serpent of life’, die Wirbelsäule, ist zentraler Punkt in ihrer Technik. Davon gehen die Impulse aus. In ihren Bewegungen lassen sich im Wind wiegende Bäume erkennen, eine sinnsuchende Schlange oder Wellen, die auf die Küste zurollen. 

„We should not see the body, we should see the soul“, gibt sie ihren Schüler*innen mit auf den Weg. Die nachfolgende Generation ist für sie genauso wichtig wie die Vorfahren. Kulturelle Identität, künstlerische Innovation und politische Positionierung sind ihre wichtigsten Themen im Tanz. Es ist nicht nur ein Tanzstil es ist eine ganze Lebenseinstellung.

 

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