Patrice Bart bei Proben für die Wiederaufnahme von „La Bayadère“ beim Bayerischen Staatsballett, Spielzeit 2016/2017

Patrice Bart bei Proben für die Wiederaufnahme von „La Bayadère“ beim Bayerischen Staatsballett, Spielzeit 2016/2017 

Patrice Bart ist tot

Der französische Ballettstar ist im Alter von 80 Jahren verstorben.

Er galt als eine der prägenden Persönlichkeiten des Balletts der Gegenwart. Nun hat Patrice Bart die Weltbühne für immer verlassen.

Paris, 06/10/2025

Die Welt des Balletts verliert mit Patrice Bart eine ihrer prägendsten Persönlichkeiten. Am 6. Oktober 2025 ist der französische Tänzer, Choreograf und Ballettmeister im Alter von 80 Jahren verstorben. Mit ihm geht eine Ära zu Ende – eine, in der er das klassische Ballett nicht nur auf höchstem Niveau tanzte, sondern auch weiterentwickelte.

Geboren am 30. Juli 1945 in Paris, begann Bart mit zwölf Jahren seine Ausbildung an der École de Danse der Pariser Oper. Mit nur 14 Jahren wurde er – mit Ausnahmegenehmigung – dort in das Corps de ballet aufgenommen. Ein kometenhafter Aufstieg folgte: Coryphée 1963, Premier danseur 1969, Étoile 1972 – die höchste Auszeichnung, die ein Tänzer in Frankreich erreichen kann.

Bart tanzte alle großen Rollen des klassischen Repertoires: Prinz Siegfried in „Schwanensee“, Basil in „Don Quixote“, Albrecht in „Giselle“, ebenso wie Kreationen von Serge Lifar, Roland Petit, Kenneth MacMillan oder Rudolf Nurejew. Besonders hervorzuheben waren seine brillante Technik, sein feines komödiantisches Gespür und seine außerordentliche Bühnenpräsenz. Auch international war er gefragt – so gastierte er u. a. regelmäßig beim London Festival Ballet.

Nach seinem offiziellen Bühnenabschied 1989 widmete sich Bart verstärkt seiner Tätigkeit als Ballettmeister und Choreograf. Zusammen mit Eugène Polyakov übernahm er die künstlerische Leitung des Balletts der Pariser Oper nach dem Weggang Rudolf Nurejews. 1991 verantwortete er – anlässlich des 150. Jubiläums – eine vielbeachtete Neuproduktion von „Giselle“, 1992 assistierte er Nurejew bei „La Bayadère“.

Seine Choreografien fanden weltweit Beachtung: „Don Quixote“ (1993, Berlin), „Coppélia“ (1996, Paris), „Schwanensee“ (1997, Berlin), „La Bayadère“ (1998, München), „Nussknacker“ oder „Romeo und Julia“  – Werke, die klassische Tradition mit zeitgemäßer Handschrift verbanden. Auch noch im hohen Alter blieb er aktiv, etwa bei der Wiederaufnahme von „La Bayadère“ in der Spielzeit 2023/2024 beim Bayerischen Staatsballett, wofür er selbst nach München gereist ist und die Proben gemeinsam mit seiner persönlichen Assistentin Raffaella Renzi leitete. 

Patrice Bart war Träger zahlreicher Auszeichnungen, darunter der Prix René Blum, der Prix Nijinsky, sowie die Ehrentitel Officier des Arts et des Lettres, Officier de l’Ordre national du Mérite und Chevalier de la Légion d’honneur.

Sein Leben war der Kunst gewidmet – der Präzision des klassischen Tanzes ebenso wie seiner Erneuerung. Mit Patrice Bart verliert die Ballettwelt einen prägenden Vertreter seines Fachs, der fraglos eine entscheidende Lücke hinterlässt.

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