„MATHIEU” von Sebastiano Sing

Die Suche nach dem Glück

„MATHIEU“ von Sebastiano Sing bei imagetanz als Uraufführung im WUK Projektraum

Sebastiano Sing kreiert mit seiner Performance „MATHIEU“ nach Eigenaussage ein neues Show-Genre: Dark Schlager. Mit Mitteln aus Schlagerkonzert und Tanztheater gestaltet er einen dichten Abend.

Wien, 15/03/2023

Was macht denn Schlager mit uns? Warum sind so viele Menschen davon begeistert? Warum werden mit Schlagerkonzerten ganze Arenen gefüllt und Samstag-Hauptabend-Shows gestaltet? Und wieso hören viele Menschen nur heimlich oder betrunken Schlager? Diese Fragen scheint sich das Performer*innen-Trio Sebastiano Sing, Hugo Le Brigand und ERNST LIMA (die auch Sounddesign und Livesound verantwortet) gestellt zu haben. Dabei hat der Abend dann wenig mit bekannten Schlagern zu tun, wobei man doch immer wieder meint, manche Melodie, Textschnipsel oder dramatische Geste zu erkennen.

Nur einmal, da darf Milva „Hurra, wir leben noch“ trällern und führt zu einem Ohrwurm beim Schreiber dieser Zeilen. Die Schlagerglückseligkeit wabert in diesem Moment wie der dichte Bühnennebel durch den Raum. Doch nicht immer badet dieser Abend im Glück. Vielmehr hat man das Gefühl, dass die Performer*innen auf der Suche nach genau diesem sind und auch danach, was Schlager ausmacht. Da wird mit dem Mittel der Wiederholung gearbeitet, die Windmaschine kommt zum Einsatz und natürlich immer wieder exzessiv Bühnennebel, der manches Mal aber auch bedrohlich wirkt, wenn er zu dicht wird. Die genderfluiden Kostüme erinnern an Mireille Mathieu und Marlene Dietrich. Am Boden verteilt stehen Kuben aus Metallgitter, in denen sich Orchideen befinden. Diese stehen bei vielen Menschen ja für Sehnsucht, Leidenschaft und Hingabe.

Ob allerdings Sebastian Sings Text „Hörstube“, in dem es u. a. um fickende Nachbarn, tickende Uhren und tropfende Wasserhähne geht, das Zeug zum Schlagerhit hat, bleibt dahin gestellt. Hauptsache, der nicht unbedingt Sinn ergebende Text reimt sich. Das ist man ja von so manchem Hit auch schon gewohnt.

Getanzt wird an diesem Abend natürlich auch – vor allem von Hugo Le Brigand. Dabei wird viel mit plakativen Gesten und Wiederholungen gearbeitet. Die gut einstündige Performance ist wie eine Nummernrevue aufgebaut, wobei jede*r Performer*in nur solistisch auftritt. Obwohl der Abend einen gewissen Sog entwickelt, stellt man sich am Ende doch die Frage, ob das Show-Genre Dark Schlager eine Zukunft hat.
 

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