Das Mögliche im Unmöglichen

„Inhabit the Impossible“ von Dans.Kias & Guests als Uraufführung im Wiener WUK

Mit ihrer aktuellen Produktion, einer „cross-disciplinary field-performance“, fordert die Choreographin Saskia Hölbling das Publikum. Zu sehen ist eine Mischung aus Tanz, Video, Klang sowie philosophischen und quantenphysikalischen Lectures.

Wien, 19/01/2023

Über einen Seiteneingang betritt das Publikum den nur schwach ausgeleuchteten Performanceraum, in den in zwei Ecken jeweils eine Tribüne mit drei Stuhlreihen gestellt wurde – das Publikum wird somit Teil des Raumes. In den anderen beiden Ecken sowie an einer Längsseite befinden sich Leinwände, auf denen die spannenden Arbeiten des Videokünstlers Kay Walkowiak und der Medienkünstlerin Evi Jägle, die auch die Kostüme verantwortet, projiziert werden. Zu sehen sind geometrische Figuren – inspiriert von den Euklidischen Körpern, Landschaften, leere Gebäude.

Anfangs zieht der Tänzer Ardan Hussain seine Kreise, dazu ein Text über die Zeit und ihre Wiederkehr. Gelesen werden die philosophischen Betrachtungen von der Schauspielerin Susanne Valerie Granzer und dem Philosophen Arno Böhler. Auch die Tänzer*innen, neben Hussain sind Leonie Wahl und Saskia Hölbling zu sehen, tragen Mikroports und sprechen immer wieder kurze Satzteile, die oftmals zusammenhanglos erscheinen. Die tänzerischen Momente sind von großer Körperlichkeit und Impulsübertragungen geprägt. Vieles wirkt sehr zart, fast verletzlich; große Gesten bzw. Szenen sind nicht zu sehen. Der Komponist Heinz Ditsch liefert dazu den passenden Klangteppich. Marco Tölzer hat den sehr schlicht gehaltenen Bühnenraum mit einer kleinen Wasserfläche, in der sich anfangs Hölbling und Wahl bewegen und einer Kreisfläche aus festgetretenem Sand, auf der ebenso getanzt wird, gestaltet.

 

Nie geht es Saskia Hölbling um eine reine Berieselung. Sie will, dass das Publikum mitdenkt – so auch bei „Inhabit the Impossible“. Seit 1995 bereichert sie mit ihrer Kompanie Dans.Kias die österreichische Tanzlandschaft. Bereits Anfang 2021 begann sie gemeinsam mit dem Philosophen Arno Böhler zu überlegen, ob es nicht doch funktionieren kann, das Unmögliche möglich zu machen. Gemeinsam mit Vertreter*innen unterschiedlichster Disziplinen bzw. mit unterschiedlichen Hintergründen begannen sie Gedankenräume zu öffnen.

Als Ergebnis dieser Gedankenspiele ist eine knapp zweistündige Performance entstanden. Vor allem gegen Ende merkt man, dass die Aufmerksamkeit im Publikum nachlässt. Zu viele Themen werden angerissen, es geht um Zeit, die Umwelt, den Raum. Spannend die kurze Lecture Performance von Arno Böhler mit seinen philosophischen Betrachtungen zu letztem Thema. Fordernd, man ist versucht zu sagen überfordernd, allerdings die der Quantenphysikerin Tanja Traxler. Warum die Entscheidung getroffen wurde, diese teilweise in Englisch zu halten, ist nicht nachvollziehbar und macht es auch nicht einfacher, den Überlegungen zu folgen. Am Ende wird man das Gefühl nicht los, dass es doch unmöglich bleibt, das Unmögliche möglich zu machen. Freundlicher Applaus eines ermattenden Publikums.

 

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