Sport, Tanz, Kolonialisierung
Euro-Scene I: „One Song” und „Coulounisation“
Die Loslösung der Handbremse bei Miet Warlop im Festival Sommerszene in Salzburg
Von Emily Sturm
Eine scheinbare niemals endende Drehbewegung zwischen einerseits Anstrengung und dem Versuch die Kontrolle zu bewahren sowie andererseits sich der Zentrifugalkraft der Drehbewegung hinzugeben. Wann werden sie aufhören und wie lange halten sie diese Drehbewegung durch? Diese Frage steht wohl im Mittelpunkt der Gedanken des Publikums, denn beim Betrachten der Performance kann einem selbst schon schwindelig werden. Um sich selbst drehen, nicht stehen bleiben, vergleichbar mit Planeten im Sonnensystem und inmitten aller Zuschauenden, drehen sich drei Künstler*innen in der Performance von Miet Warlop 45 Minuten ununterbrochen um die eigene Achse. Die Unendlichkeit dieser Bewegung erschafft schon fast zeremonielle, hypnotische Schwingungen mit charakterlichen Anklänge an Sufi-Zeremonien, in welcher nur die Performenden selbst und sie drei umgebende Lichtspots das Bühnenbild formen. Der Einsatz erster musikalischer Klänge, ausgelöst durch elektronische Beat Maker, welche an den Körpern der Künstler*innen angebracht sind, löst ein Zucken im Publikum aus. Die hypnotische Stille wird unterbrochen durch ein zunehmendes Beben von elektronisch erzeugten Bässen und rhythmischen Gesang.
"Break the handbrake,
Roll the wheels
Use it as a jacket
And hit the wall"
Die metaphorische Loslösung der Handbremse, als Sinnbild für die Performance, erweckt den Eindruck des Unkontrollierten, Nicht-Anhalten-Könnens bis hin zum Kontrollverlust. Die Performance der belgischen Künstlerin Miet Warlop kulminiert in der Atmosphäre eines ekstatischen Rock Konzerts von E-Gitarre, Becken und Trommel, welches nicht zuletzt durch Applaus und Jubelrufe des Publikums unterstützt wird. Ähnlich wie viele andere Arbeiten der belgischen Künstlerin beschäftigt sich auch diese Performance mit einem Wahrnehmungsexperiment sowohl des Kontrollverlustes als zeitgleich des bewussten Hingebens ekstatischen Zustands. Wer die Erfahrung einer hypnotischen körperlich-musikalischen Erfahrung machen möchte, braucht sich nur im Aufführungsraum zu positionieren und sich den Kopf verdrehen lassen.
Dieser Text entstand im Rahmen einer Kooperation mit Studierenden der Paris Lodron Universität in Salzburg und der Sommerszene Salzburg unter der Leitung von Nina Hümpel.
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