„Alice im Wunderland” von Christopher Wheeldon, Tanz: Shale Wagman und Madison Young

Rollendebüts für die Grinsekatze

Wiederaufnahme von Christopher Wheeldons „Alice im Wunderland“ beim Bayerischen Staatsballett

Die zweite Vorstellung der aktuellen Spielserie begeistert mit viel Spielfreude, sauberer Technik und guter Einstudierung. Herausragend die Debüts von Madison Young und Jakob Feyferlik, der gleichzeitig als neuer Erster Solist sein Hausdebüt gab. Das kann man demnächst für kurze Zeit auch im Stream genießen.

München, 16/10/2023

Christopher Wheeldons „Alice im Wunderland“ beschert so viele unterschiedliche im Kopf bleibende Eindrücke, dass man gar nicht genau weiß, wie man einen Text darüber gestalten soll. Daher zu Beginn kurz etwas über die Hintergründe: Als 2011 Wheeldons „Alice im Wunderland“ am Royal Ballet in London zur Uraufführung kam, war es das erste neue abendfüllende Handlungsballett für dieses Ensemble nach 20 Jahren. Bereits 2017 holte der damalige Ballettchef Igor Zelensky das Werk ins Repertoire des Bayerischen Staatsballetts. Nach vier Jahren Pause setzt es Laurent Hilaire jetzt wieder mit diversen Rollendebüts auf den Spielplan und sorgt damit für ein volles Haus und ein jubelndes Publikum.

Seit der Uraufführung hat Wheeldon sein Werk überarbeitet, und in München ist die aktuelle, dreiaktige Version inklusive dem zusätzlichen Pas de deux von Alice und dem Herzbuben zu sehen. In der Kreation des Werkes fand Wheeldon Unterstützung durch den Komponisten Joby Talbot und Nicholas Wright, der das Libretto schrieb.

Alice im Mittelpunkt der Handlung

Erweitert um eine Rahmenhandlung mit Prolog und Epilog folgt das Ballett Großteils dem Buch von Lewis Carroll, wobei allerdings viel Hauptaugenmerk auf Alices Interaktionen in den jeweiligen Szenen gelegt wurde. Hier sind wir schon bei einer großen Herausforderung: Alice ist fast immer auf der Bühne, agiert ständig mit wechselnden Partnern und muss sich immer wieder auf Neues einstellen. Ganz so, wie man die Geschichte kennt. Madison Young meistert an ihrem Debütabend diese Herausforderung tadellos. Bis zum Ende begeistert sie mit großer Spielfreude, aber auch sicherer Bewegungsgestaltung ohne Ermüdungserscheinungen. Für Jakob Feyferlik ist es an diesem Abend nicht nur Stück- sondern auch Hausdebüt. Als Jack / Herzbube ist er ein guter unterstützender Partner. Man merkt, dass ihm das Stück sichtlich Freude bereitet und dass die Chemie zwischen den beiden passt. Im Pas de deux mit Alice ist er ganz Danseur noble, und man darf auf seine weiteren Rollen in München gespannt sein.

Keine Langeweile für Kinder

Shale Wagman bezaubert bei seinem Debüt als Lewis Carroll beziehungsweise weißes Kaninchen und sorgt für so manchen Lacher im Publikum. Bei den vielen Kindern im Publikum kommt keine Langeweile auf, denn das Zusammenspiel von Choreografie, Musik und Ausstattung sorgt immer wieder für Überraschungen. Das gesamte Ensemble, das gut einstudiert ist, überzeugt ebenso mit viel Spielwitz und überschäumender Energie. Unterstützt werden sie vom Bayerischen Staatsorchester unter Myron Romanul, der mit viel Verve dirigiert. Am Ende gibt es für alle Beteiligten Jubel und Standing Ovations.

Am 28. Oktober 2023 ist die Inszenierung ab 10 Uhr für 24 Stunden als Stream abrufbar.

 

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