Ein Alien im Kleid

Das Theater der Jungen Welt zeigt mit „Wuchs!“ eine Tanzperformance für Kinder ab zwei Jahren. Doch erreichen sie damit auch ihr Publikum?

Starke Bilder aus Zeitungen, Tüten und Papier begeistern die jungen Zuschauer*innen.

Leipzig, 16/09/2022

Schon der Einlass war etwas Besonderes. Denis Cvetković und Sofiia Stasiv, die beiden tanzenden Mitglieder des Ensembles im Theater der Jungen Welt, führen ihre kleinen Gäste zur Premiere von „Wuchs“ paarweise in den kleinen Saal, wo sie sich in einem großen Kreis auf Kissen setzen können. Das Stück ist als relaxed Performance angekündigt und ab zwei Jahren besuchbar, wobei drei oder vier vermutlich ein besseres Alter sein dürfte. Die Kindergartengruppen zur Premiere am 16. September jedenfalls passten offensichtlich gut hinein und anhand der sehr direkten Reaktionen, die dieser Publikumsgruppe eigen sind, kann man sagen, sie waren voll dabei.

Für Alfredo Zinola und Micaela Kühn Jara, die für die Choreografie verantwortlich zeichnen, ist es eine der ersten Arbeiten für ein junges Publikum. Sie setzen in „Wuchs!“ weniger auf elaborierte Körpersprache, sondern starke Bilder. Mit den Körpern wird es eh schwierig, denn diese werden im Laufe der 40-minütigen Performance immer wieder bedeckt, verhüllt und unter Wachstum zum Verschwinden gebracht. Zunächst sammeln die beiden Tänzer*innen die vor den Zuschauer*innen liegenden Zeitungen an und kleben sie sich an die Körper, so dass sie bald wie große Papierbälle durch den Raum drehen. Das Papier wandert in große Tüten, welche die beiden am Körper tragen und erst eine Art Maske und schließlich zu Schleuderbällen werden. Wie Hammerwerfer*innen schwingen die beiden die bunten Tüten auf der Höhe der Köpfe und ein Windzug streift die entzückten Gesichter.

Der zweite Teil lässt dann erneut die Körper anwachsen, diesmal durch Tüllröcke, welche Cvetković und Stasiv in bunte amorphe Stoffballen verwandeln. „Ein Alien im Kleid“, befindet fachmännisch mein Sitznachbar und wer kann da widersprechen, auch wenn man selber aber eher an pickende Hühner oder balzende Tauben denkt. Dies zeigt aber, dass die Bilderproduktion funktioniert und Interesse weckt. Immer wieder wollen die Kleinen den Stoff berühren, der sich da vor ihren Augen an den Körpern auftürmt – und bekommen nach der Performance auch sattsam Gelegenheit dazu.

So ist ganz schön was los auf der Bühne und zumindest für die Performer ist es alles andere als relaxed. Das Publikum hat hier seinen Spaß, auch wenn die Interaktionsmöglichkeiten begrenzt sind, aber doch alle zumindest verbal, ihre Eindrücke direkt loswerden können, ohne dass es stört. So ist es vor allem für Eltern und Erzieher*innen ein sehr relaxtes Event.

 

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