Alles wieder gut?
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Angela Rannow, Ralf Stabel und Jason Beechey erinnern an ihren Kollegen
Von Angela Rannow, Ralf Stabel und Jason Beechey
Roman Arndt verstarb am 26. Mai 2016. Wenn ich an Roman denke, fällt mir „Der Dibbuk“ ein. Bei unserer ersten Begegnung erzählte Roman mit verschmitztem Lächeln von der Stummfilmversion von 1937. Er war von diesem Film wie besessen, aber ebenso faszinierte ihn die Tatsache, dass die Dibbuk-Thematik in so vielen Varianten im Tanz verhandelt worden ist. Über Parallelen von Tanz und Film zu sprechen, wie Roman das am Beispiel des Dibbuk tat, ist typisch für die Art, wie ‚wir’ versuchen, TänzerInnen für Tanz- und Kunstgeschichte zu begeistern, d. h. den Kontext mitzudenken, in dem sich Tanz ereignet. Es ist ein Baustein im Konzept des ‚intelligenten Tänzers’, in dem es um Kompetenz, Autonomie und soziale Verantwortung geht.
Roman gehörte zu den wenigen Tanztheoretikern (das schließt für mich die Tanzhistoriker ein) in Deutschland, die über lange Jahre die tanztheoretische, tanzgeschichtliche und dramaturgische Seite der Ausbildung von TänzerInnen, ChoreografInnen und TanzpädagogInnen mitgestalteten.
Roman lehrte u. a. an der Hochschule für Musik und Theater Köln und wirkte in den letzten Jahren vor allem an der Folkwang Universität der Künste im Folkwang Institut für Zeitgenössischen Tanz. Hier engagierte er sich nicht nur als Tanzhistoriker, sondern auch im Bereich der akademischen Selbstverwaltung. An professionellen Tanzausbildungsstätten als Theoretiker zu arbeiten ist eine Entscheidung für die praktische Seite des Tanzes.
Roman war Mitglied der Arbeitsgruppe „Tanztheorie/Tanzgeschichte“ von Tanzplan Deutschland. Hier versuchten sich verschiedene Theoretiker professioneller Tanzausbildungsstätten (im Hochschulbereich) an einer Bestandsaufnahme der tanzwissenschaftlichen Seite der Tanzausbildung. Wir diskutierten über Schwierigkeiten, Ziele, Methoden und Verbesserungsmöglichkeiten der tanzwissenschaftlichen Ausbildung. Wir wollten neue Strukturen jenseits der existierenden, regelmäßigen Lehrveranstaltungen schaffen. Uns ging es um das Reflektieren von und Reden über Tanz, um die Anregung dazu, die eigene Tanzpraxis auch verbal zu vertreten. Dabei wollten wir ‚learning by doing’ anstelle frontaler Belehrung favorisieren. Viele tolle Ideen warten aber noch auf ihre Umsetzung.
Romans Seele kann sich sicher von ihrer irdischen Existenz lösen: er hat ja schon als Lebender viele lebende Körper mit seinem Wissen, seinem Witz und seiner Verschmitztheit ‚besetzt’. Ich habe die Hoffnung, dass viele seiner StudentInnen und MitstreiterInnen diesen, seinen Liebesbeweis für Tanz und Tänzer noch lange spüren.
Angela Rannow
Wenn ich an Roman denke, fällt mir ein heiterer Zeitgenosse ein, der zuhören konnte, der einen besonders feinen Sinn für Humor hatte, der aber - so glaube ich, so hoffe ich - hinter seinem Schmunzeln sich so seine ganz eigenen Gedanken gemacht hat.
An unsere allererste Begegnung kann ich mich wirklich nicht erinnern. Sie muss schon sehr lange zurückliegen. So gern habe ich mich mit ihm unterhalten über seine und meine Erfahrungen bei der Vermittlung von Tanzwissen an junge Menschen, die eigentlich verständlicherweise doch nur tanzen und meist wenig wissen möchten. Es hat uns Freude bereitet: das Unterrichten und das sich darüber Austauschen.
Und obwohl wir eigentlich altersgleich waren, hatte ich immer das gute Gefühl, in ihm einen viel erfahreneren Freund und Ratgeber zu haben, der mir auch durch sein Zuhören und Zureden bei mancher Konfliktschilderung Mut gab.
All das und Vieles, was noch hätte geschehen können, wird fehlen.
Ralf Stabel
Wenn ich an Roman denke, muss ich einfach lächeln. Er begrüßte einen immer mit einem warmen Lächeln, einem Lachen, einer herzlichen Umarmung, während ein Schalk in seinen Augen aufblitzte…
In seiner freundlichen Art und mit stets wachem Geist brachte er seine Ideen und sein umfangreiches Wissen in die Treffen und Diskussionen der AK|T ein. Bei den Biennalen, als Diskussionsleiter bis zu seiner Funktion als Sprecher der AK|T, wir respektierten und schätzten Roman alle als einen loyalen und lustigen Kollegen, der uns stets zum Nachdenken anregte und zu neuen Unternehmungen bereit war. Er hatte eine seltene Sichtweise, die darauf beruhte, dass er Tanztheorie und Tanzpraxis mit leidenschaftlichem Verständnis verband. Noch vor einigen Wochen bei einem Besuch in seinem Büro trafen wir Roman - beschäftigt und engagiert wie immer - beim Wiederentdecken verloren geglaubter Fotos. Er arbeitete unermüdlich daran, solche Zeugnisse zu bewahren und zu katalogisieren, vor allem im Hinblick darauf, sie als Quellen der Inspiration für künftige Generationen zu sichern. Er sah das gesamte Bild von allen Seiten und war so in der Lage, alle Elemente mit einer einzigartigen und persönlichen Note zusammenzufügen. Zu früh ist er von uns gegangen – wir werden ihn schmerzlich vermissen.
Jason Beechey
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