"The Players" von Edan Gorlicki

„The Players“ von Edan Gorlicki

Wer manipuliert wen?

Edan Gorlicki zeigt seine Choreografie „The Players“ im Mannheimer Theater im Felina-Areal

Es ist ein Spiel, für drei oder vier Akteure – wie man‘s nimmt. Denn Gorlicki spielt hier sein eigenes Spiel mit dem Publikum.

Mannheim, 12/09/2016

Macht und Kontrolle – dieses Thema hat Edan Gorlicki beschäftigt, seit er vor zwei Jahren als erster offizieller Residenzkünstler im Heidelberger Choreografischen Centrum vier Wochen lang in aller Ruhe choreografische Grundlagenarbeit betreiben konnte. Der gebürtige Israeli mit guten künstlerischen Verbindungen in die Niederlande ist seitdem ein umtriebiges Mitglied der Tanzszene in der Metropolregion. Als Tanztrainer entwickelte er ein eigenes Bewegungsprogramm (LAMA); die Kompanien in Mainz und Heidelberg griffen schon auf seine Erfahrungen zu.

Aber wann immer er kann, choreografiert Edan Gorlicki; was er in Heidelberg startete, mündete am Ende in eine Trilogie. „A little too close“ leuchtet den Innenraum einer Zweierbeziehung aus, „Body Language“ demonstriert die Macht des tanzenden Körpers, „The Players“ legt den Finger auf Machtmissbrauch – auf die soziopathische Fähigkeit zur Manipulation auf emotionaler Ebene. Sascha Koal, Hausherr des Theaters im Felina-Areal, bot Edan Gorlicki die Möglichkeit, sein Stück in Mannheim zu zeigen.

Eigentlich ist es ein Spiel, für drei oder vier Akteure – wie man‘s nimmt. Denn Gorlicki spielt hier sein eigenes Spiel mit dem Publikum – irgendwann erfährt man von der spielbestimmenden Stimme aus dem Off, dass der Tänzer, der scheinbar so gar nicht in die Choreografie passen will, nicht etwa seinen schlechten Tag hat, sondern schlicht keine Ahnung, was er machen soll. Es ist ein Tanzstudent, der auf rabiate Weise Bühnenerfahrung sammelt: indem er ohne Proben und ohne Vorwissen in ein Stück geworfen wird, das er gar nicht kennt. Lucca Tamasoni, der auf diese zynisch erdachte Weise (fehlende Auftrittsmöglichkeiten für junge Tänzer sind ja durchaus ein reales Problem) ins eiskalte Bühnen-Wasser geworfen wird, macht seine Sache gar nicht schlecht.

Die übrigen drei Performer (Jasmine Ellis, Mayke van Kruchten und Evandro Pedroni) überbieten sich gegenseitig darin, den Anweisungen des unsichtbaren Spielleiters zu gehorchen. Was als harmlose Selbstdarstellung anfängt, kippt in aggressiven Sex und körperliche Gewalt – manipuliert durch die Stimme aus dem Off. Am Ende kämpft jeder gegen jeden, wenn es sein muss mit Waffengewalt.

„The Players“ ist kein gefälliges Stück, und an manchen Ecken wirkt es noch wie ein work in progress, aber der Spannungsbogen trägt zuverlässig über 60 Minuten. Das Theater im Felina-Areal ist jedoch nicht wegen seines begrenzten Raumangebotes, sondern vor allem wegen der niedrigen Decke suboptimal für Tanzaufführungen. Passende Alternativangebote, sprich Aufführungsräume sind freilich in Mannheim absolute Mangelware. Das soll sich in absehbarer Zukunft ändern: Die sensationelle Entscheidung der evangelischen Kirche, aus der seit Jahren leer stehenden Trinitatiskirche in der Innenstadt ein Haus für zeitgenössischen Tanz zu machen, bietet die Chance für den Beginn einer neuen Tanz-Zeitrechnung in der Metropolregion.
 

Kommentare

Noch keine Beiträge