„Badke“ von Koen Augustijnen, Rosalba Torres Guerrero und Hildegard de Vuyst

„Badke“ von Koen Augustijnen, Rosalba Torres Guerrero und Hildegard de Vuyst

Volkstanz, politisch korrekt und bühnentauglich

„Badke“ aus Palästina und „Beytna (Your home)“ aus dem Libanon im Pfalzbau

Auf der Zielgeraden des Tanzprogramms bei den Ludwigshafener Festspielen gab es zwei höchst unterschiedliche Tanzproduktionen, bei denen dennoch Gemeinsamkeiten zu entdecken waren.

Ludwigshafen, 01/12/2016

Auf der Zielgeraden des Tanzprogramms bei den Ludwigshafener Festspielen gab es zwei höchst unterschiedliche Tanzproduktionen zu sehen, bei denen dennoch Gemeinsamkeiten zu entdecken waren - zum Beispiel der Bezug auf den populären Nah-Ost-Volkstanz Dabke. Während allerdings „Badke“, eine belgisch-palästinensische Co-Produktion aus dem Umfeld von „Les Ballets C de la B“ seit Jahren auf Erfolgstour über große Bühnen der Welt gondelt (mit mittlerweile 120 Vorstellungen), erlebte „Beytna (Your home)“ von Omar Rajeh, koproduziert von Pfalzbau, im intimen Rahmen der Hinterbühne seine Deutsche Erstaufführung.

Der libanesische Choreograf schöpfte die Idee für sein Stück, das ein Abendessen für alle Zuschauer einschließt, aus der eigenen Biografie: Im Hause des Großvaters kam einst die Großfamilie zusammen – zum Essen, Reden, Ideen schmieden. Und so wollte auch Omar Rajeh sozusagen die allmähliche Verfertigung des Tanzes beim Essen demonstrieren. An einer langen Tafel wird unter Anleitung und Aufsicht seiner Mutter gekocht, bis die geladenen Gäste (Musiker, ein Schlagzeuger, drei Choreografenkollegen) in künstlerische Genres abschweifen. Da entwickelt erst jeder seine eigenen tänzerischen Ideen, nur für ein kurzes Stück wird auch synchron getanzt. Das gesamte Konzept ging aber in der Umsetzung nur mäßig auf – zum einen, weil die beteiligten Choreografen sich als Tänzer jeweils auf spärliches eigenes Bewegungsmaterial beschränkten und das Synchrontanzen wenig überzeugte – sondern weil die Interaktion der Beteiligten untereinander und damit die fürs Publikum spürbare Inspiration fehlte. Die einzige, die sich Interaktion spontan und überzeugend traute, war die als Überraschungsgast geladene Heidelberger Choreografin Jai Gonzales.

„Badke“ dagegen zeichnet die Handschrift gestandener Tanzhandwerker: Koen Augustijnen (Ex-Tänzer bei Alain Platel), Rosalba Torres Guerrero (Tänzerin bei Anne Teresa de Keersmaeker) und Hildegard de Vuyst (Dramaturgin bei Alain Platel). Nicht nur der Name des Stücks ist eine Variation des Dabke, sondern die Choreografie baut auf den Elementen dieses massentauglichen Tanzes auf. Die zehn palästinensischen TänzerInnen dürfen dabei eigene Variationen und Tanzstile einbringen – Modern Dance, HipHop, artistische Kunststückchen oder Streetdance. Hauptsache der Pep stimmt und das Tanzen geht immer weiter! Zwischendurch wird politisch korrekt, allerdings nicht besonders einfallsreich auf die politische Situation Bezug genommen, bevor das Stück noch einmal Fahrt aufnimmt: Tanzen bis zum Umfallen ist die Botschaft. Freilich scheint die Aufführung doch ein kleines bisschen in die Jahre gekommen zu sein – der ganz große Drive blieb an diesem Abend aus.
 

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