„NUTS!“ von Kinsun Chan. Tanz: Samuel Déniz Falcón, Anton Rosenberg, Davidson Farias, Rachel Lawrence

„NUTS!“ von Kinsun Chan. Tanz: Samuel Déniz Falcón, Anton Rosenberg, Davidson Farias, Rachel Lawrence

Are you „NUTS!“?

„NUTS!“, ein Nussknacker von Kinsun Chan am Luzerner Theater

Tänzer als Barkeeper. Ein Flashmob in einer Luzerner Bar. „NUTS!“, der „verrückte“ Nussknacker des schweizerisch-kanadischen Choreografen Kinsun Chan, überrascht.

Luzern, 10/01/2014

Klara hängt an der Bar, betrunken. Ein Barman mixt Cocktails. Junge Burschen lärmen am Tresen. Die Vorstellung hat begonnen, ohne dass die Zuschauer ihre Rolle als Betrachtende wahrgenommen haben. Sie sind schon mitten drin, im Nussknacker von Kinsun Chan.

Are you „NUTS!“? Ist die Tanzwelt verrückt geworden? „NUTS!“ ist so verrückt, wie Träume es manchmal sind: unreal, eigenartig, farbenfroh. Eine Traumwelt, die doch ein Körnchen Wahrheit enthält. Bei „NUTS!“ tanzt das Ensemble die Nussknacker-Suite, den Marsch der Zinnsoldaten, als Fingerballett. Beim arabischen Tanz spähen in perfekter Choreografie gleich fünf Augenpaare aus einer einzigen Burka. Vom choreografierten Augenaufschlag bis zu marschierenden Fingern – Kinsun Chan erzählt seinen Nussknacker auch mittels kleinster Partien eines Tänzerkörpers. „Ich zoome auf Körperpartien, die sonst eine Nebenrolle haben“, erläutert Chan: „Das Publikum erlebt das Bühnengeschehen hautnah mit und kann gar den Atem der Tänzer fühlen“.

Das Thema von „Nussknacker“ ist der Abschied von der Kindheit. Es ist der Moment, in dem das Kindsein aufhört und die Erwachsenenrolle beginnt. Kinsun Chans Hauptaugenmerk liegt auf den drei Protagonisten der Geschichte: dem Mädchen Klara, ihrem Bruder Fritz und deren schrulligen Onkel Drosselmeyer. „NUTS!“ spielt 20 Jahre später: Die inzwischen 30jährige Klara ist als Kellnerin in Drosselmeyers Bar hängengeblieben. Die Verzweiflung über ihren Misserfolg ertränkt sie in Alkohol. Ihr Onkel führt Klara und ihrem Bruder Fritz vor Augen, wie gut die alten erfolgreichen Zeiten waren. Die Bar wird zur Bühne, zu einer Szenerie der Vergangenheit. Die drei nehmen den Zuschauer mit in eine Traumwelt, in der sie futuristischen und schrulligen Gestalten begegnen.

Mit Tschaikowskys Ohrwurmmusik unterstreicht Kinsun Chan sein choreografisches Augenzwinkern: Die klassische Komposition ist mit elektronischen Verstärkungen und Verfremdungen angereichert. Tschaikowsky, neu arrangiert von Daniel Steffen, zaubert den Eindruck eines klassischen Märchens, das in neue Dimensionen verrückt wird. „Durch die vertraute Musik gelingt es mir, auf einer zweiten Ebene Geschichten zu vermitteln“, erläutert Chan, „Ich mache nicht Spaß über Nussknacker, sondern mit Nussknacker“.

Den klassischen Handlungsbogen der bekannten Märchenfassung spannt Kinsun Chan mit seinen 14 Tänzerinnen und Tänzern weiter: Er webt den roten Faden der Geschichte neu. Mit seiner verrückten Nussknacker-Version „NUTS!“ knackt er jeden Zuschauer.

Premiere am 13.12.2013. Gesehene Vorstellung 8.1.2014
 

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