Die Blase
Das Festival PNEU, Performing New Europe 2016, in Salzburg
„PNEU präsentierte Arbeiten einer jungen Künstlergeneration, umso mehr freut es mich, dass auch so viele junge Leute den Weg in die Theater gefunden haben“, resümiert Angela Glechner in einer abschließenden Bilanz über das Performing New Europe Festival, dass vom 13. bis 18. Jänner in Salzburg stattfand. Versammelt hatte sich eine junge Künstlergeneration, die einiges zu bieten hat und in einer facettenreichen Bandbreite innovative Arbeiten zeigt.
So fällt vor allem die italienische Gruppe Dewey Dell mit ihrer Performance „Marzo“ auf, deren erfrischende Theatralität mit vielen Trends bricht, die zurzeit in der zeitgenössischen Festivalszene kursieren. So trivial sich der Plot von „Marzo“ in einer simplen Liebesgeschichte zusammenfassen ließe, so fremdartig ist die Ästhetik, in der sich diese erzählt. Die sechs Wesen, die in dieser seltsamen Wüstenlandschaft aufeinander treffen, scheinen wie von einer anderen Welt und der unseren trotzdem nah: „Ist a story on a planet that is really far from this world. Though the story is so similar to stories on earth. But also really different“. Ein Planet, regiert von Kriegern und anderen Gestalten, die, aufgeblasen wie Michelin-Männchen, durch die öde Landschaft tanzen – begleitet von einer elektrischen Soundkomposition und flackernden Lichteffekten. Obwohl die Tänzer hinter den ausladenden Kostümen des japanischen Comiczeichners Yuichi Yokoyama zu verschwinden drohen, ist es gerade die Körperlichkeit, die diese Choreografie so spannend macht. Denn diese durchbricht die Oberfläche der ästhetischen Fassade und verbindet die Figuren auf emotionaler Ebene mit dem Zuschauer.
Auch die kurzweilige Performance des schwedisch-deutschen Duos Sudermann & Söderberg bleibt in Erinnerung. „A Talk“ ist eine virtuos gearbeitete Sprachakrobatik, die die verschiedenen Modi klanglicher wie gestischer Sprache hinterfragt und zu einem unterhaltsamen Abend zusammenfügt. „Rhythm always keep me up, make me kind of going again“, singen beide im makellosen Unisono, um im nächsten Moment in eine polyphone Klangkomposition auszubrechen, bei denen Wörter zu Tönen und Töne zu Rhythmus werden.
Zum Ausklang des einwöchigen Festivals laden Heine Avdal und Yukiko Shinozaki mit „nothing’s for something“ zu einer poetischen Materialperformance ein, die sich im Übergang zwischen Theater- und performativer Installation bewegt. Vorhänge, die den Donauwalzer tanzen und Tänzer, die hinter diesen Vorhängen auftauchen, bleiben ebenso in Erinnerung wie leuchtende Heliumballons, die über dem Publikum schweben und die atmosphärische Geräuschkulisse einer Stadt verbreiten, während auf einer hinteren Projektionswand nach und nach das Konterfei von Salzburg gezeichnet wird.
Ein gelungener Abschluss für PNEU, ein Festival, das Salzburg fernab vom prätentiösen Festspieltourismus für eine Woche zum Schauplatz Europas werden lässt.
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