Das Bayerische Staatsballett zu Gast in Köln
Das Bayerische Staatsballett zu Gast in Köln

Das fehlende Ballettensemble

Das Bayerische Staatsballett zu Gast in Köln

Als ich hörte, dass das Bayerische Staatsballett mit einem Programm der legendären Ballets Russes im Ausweichquartier der Kölner Oper gastiert, dachte ich, das passt ja gar nicht dahin. Aber ich hatte mich getäuscht.

Köln, 29/09/2014

Als ich hörte, dass das Bayerische Staatsballett mit einem Programm der legendären Ballets Russes im Ausweichquartier der Kölner Oper gastiert, dachte ich, das passt ja gar nicht dahin. Aber ich hatte mich getäuscht, denn die Ballette „Les Biches“ von Bronislawa Nijinska, „Nachmittag eines Faun“ von Vaslav Nijinski und „Sheherazade“ von Michail Fokine passen sehr wohl zur Blauen Architektur dieses Theaters neben Dom und Hauptbahnhof. Die Choreografien waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohl ähnlich gewöhnungsbedürftig.

Ich muss nicht wiederholen, was alle längst wissen: welche Bedeutung die Ballets Russes unter dem Impressario Diaghilew für die weitere Entwicklung des Tanzes im vorigen Jahrhundert hatten. Und ich würde mir wünschen, dass für Köln diese herrlichen Rekonstruktionen von Balletten auch ein Anstoß sein könnte, wenn die Oper wieder bezogen wird und nach der Sanierung auch wieder ein Tanzensemble dort eine Heimat bekäme. Dieses Haus wurde punktuell zum Mittelpunkt der Tanzwelt, als Aurel von Miloss sein Bartok-Ballett (UA 1926 und vom Oberbürgermeister Kölns, K. Adenauer verboten) „Der wunderbare Mandarin“ mit Tilly Söffing und Lothar Höfgen in den Hauptrollen oder Bejart „Die Reise“ zu Musique concrete von Pierre Henry zur Uraufführung brachte und ein begeistertes Publikum fand. Ich möchte nicht versäumen daran zu erinnern, dass Balanchine, Cranko und Jooss mit diesem Ensemble bei den Direktoren Gise Furtwängler und Peter Appel gearbeitet haben, ehe die neue Generation Helmut Baumann, Hans Kresnik und Jochen Ulrich, um nur die Wichtigsten zu nennen, den Spitzenschuh von der Bühne verbannten.

Ich schreibe dies, weil das Publikum das Bayerische Staatsballett und in Vertretung aller anderen die beiden Protagonisten von „Scheherazade“, Severine Ferrolier und in der Nijinsky-Rolle des Goldenen Sklaven Tigran Mikayelyan, gefeiert wurden. Die Kölner haben auch ein Ballettensemble dieser Qualität verdient; oder fänden die Verantwortlichen es gut, wenn demnächst die Mailänder Skala, die Oper Amsterdam oder die Wiener Staatoper das Kölner Opernensemble im neuen Haus überflüssig machen? Wohlgemerkt, ich spreche nicht von Städten wie New York, London oder Berlin, die nicht mit Köln zu vergleichen sind, aber hervorragende Ballettensembles unterhalten.
 

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern