Xin Peng Wang bei den Proben zu „Der Traum der roten Kammer“

Xin Peng Wang bei den Proben zu „Der Traum der roten Kammer“

Xin Peng Wangs unmissverständliche Sprache des Tanzes

Ein neuer Bildband zeichnet die Arbeit von Dortmunds Ballettchef nach

In dem 100-seitigen Bildband über Xin Peng Wang, den das Theater Dortmund herausgegeben hat, sagt ein privates Foto auf Seite 22 mehr als alle Worte. Der chinesische Tänzer und Choreograf, seit 2003 Ballettchef in Dortmund, ist mit eingegipstem Bein in einem Krankenhausbett zu sehen.

Dortmund, 19/02/2013

In dem 100-seitigen Bildband über Xin Peng Wang, den das Theater Dortmund herausgegeben hat, sagt ein privates Foto auf Seite 22 mehr als alle Worte. Der chinesische Tänzer und Choreograf, seit 2003 Ballettchef in Dortmund, ist mit eingegipstem Bein in einem Krankenhausbett zu sehen. Er blickt ungewöhnlich ernst in die Kamera, fast verträumt. Man sieht: Dieser Mann hat nichts übrig für plakative Ironie, Angeberei oder Kinkerlitzchen. Er konzentriert sich auf das Wesentliche und auf die Wahrheit. Egal wie schön oder beängstigend sie ist.

„Als mein Team und ich begannen, eine neue, inhaltliche Richtung zu entwickeln“, zitiert Rebecca Schönsee Xin Peng Wang, „war uns klar, dass wir (...) zentrale Fragen der menschlichen Existenz sinnlich und spielerisch erfahrbar machen wollen. In Zeiten knappster Kulturbudgets und der Umverteilung kultureller Aufgaben, die offen oder verdeckt auf eine Ghettoisierung und Eliminierung der Kunst im öffentlichen Leben hinausläuft, können wir uns die Bühne als Nebenschauplatz (...) nicht mehr leisten. Die Zeit der Randbemerkungen ist vorbei.“ So weit seine klare Linie.

Noch klarer sprechen die Bilder auf den doppelt gefalteten Seiten, vor allem die von Maria-Helena Buckley. Sie zeigen Xin Peng Wang bei der Arbeit mit seiner Kompanie im Studio, in Bewegung und mit den verschiedensten Gesichtsausdrücken. Ein Künstler, der ganz und gar vom Geist emotionalen Ausdrucks durchdrungen ist und der die Dramatik der Seele versteht. Wer Xin Peng Wang nicht kennt, lernt ihn mit diesen Arbeitsfotos kennen. Die andere Seite der Medaille, also seine Werke der letzten Jahre, bildet Bettina Stöss gestochen scharf ab. Der Leser steht bei „Fantasia“, „The last Future“ oder auch „Schwanensee“ mit auf der Bühne, sieht Farb- und Lichtspiele als wäre er ein Teil davon. Sprünge und dramatische Ports-de-bras friert Stöss für alle Zeiten ein, ebenso wie Gesichtsausdrücke aus dem Trainingssaal – ohne jemals jemanden bloßzustellen.

Die Textbeiträge vierer Autoren halten bei so viel Bildkraft nur schwerfällig mit. Passagen wie „Seine (Xin Peng Wangs) ‚Lieder von Traum und Tod‘ erzählen an einem Ort der Verlassenheit zugleich von einer unverbrüchlichen Hoffnung auf eine Bewegung der Zukünftigkeit, werden zu Expeditionen in ein Reich der disparaten Gefühle“ sind nicht unbedingt dafür gemacht, einem breiteren Publikum die Sicht auf die interessante, neoklassische Ballettkompanie zu eröffnen, die da in Dortmund gewachsen ist.
Immerhin Dorion Weickmann kommt Xin Peng Wangs Einzigartigkeit mit Worten auf die Spur. „Die Vertrautheit mit uralten theatralischen Camouflage-Techniken ist das eine Pfund, mit dem Xin Peng Wang wuchern kann (...)“, schreibt sie, „der chinesische Mutterboden trägt (...) Früchte.“ Und: „Es ist der Zwang zur Uniformität, zur Gleichmacherei, ja gedanklicher und emotionaler Gleichschaltung, gegen die jedes seiner Werke opponiert.“

Wer ist Xin Peng Wang? So ganz genau erfährt man es nicht. Denn die Hauptfigur des Bildbands redet nicht gerne über sein Leben, wie Chefdramaturg Christina Baier in seinem Beitrag erklärt. Er ist ein asiatisch geprägter Neoklassiker, der Tanz als beste aller Sprachen begreift. So viel wird wenigstens klar. Alles andere darf und sollte der Leser im Theater Dortmund heraus finden.

„Xin Peng Wang“ ist beim Theater Dortmund unter der Rufnummer 0231/ 50 27 222 zu bestellen. Preis: 28 Euro für ein Softcover-Exemplar, 98 Euro für ein von Xin Peng Wang handsigniertes Hardcover-Exemplar (limitierte Auflage 100 Stück)

 

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