Strandleben, Sternenhimmel und Slapstick
Dreimal Jerome Robbins an einem Abend im Palais Garnier
Thema der Spielzeit 2012/13: Jubiläum der Ecole de Danse der Pariser Oper
Die älteste Ballettschule der Welt, die Ecole de Danse der Pariser Oper, feierte dieses Jahr ihr dreihundertjähriges Jubiläum. Sie wurde 1713 als Ergänzung zur 1661 von Louis XIV gegründeten Académie Royale de Danse ins Leben gerufen. Bis vor einigen Jahren fegten die Tanzschüler, deren Kurse in der Oper stattfanden, hinter den Kulissen zwischen den Beinen der Etoiles durch die Gänge, weshalb sie Petits Rats (kleine Ratten) genannt wurden. Damit ist inzwischen Schluss (auch wenn sich der Spitzname erhalten hat): heute befindet sich die Schule in einem modernen Gebäude im Pariser Vorort Nanterre, wo die Direktorin und ehemalige Danseuse Etoile Elisabeth Platel sich bemüht, den „französischen Stil“ aufrechtzuerhalten, der sich vor allem durch präzise Beinarbeit und eine gewisse scheinbar mühelose Eleganz auszeichnet.
Das Jubiläum seiner Schule feierte das Ballett der Pariser Oper mit einer großen Gala im Palais Garnier im April, die auf ARTE übertragen wurde. Sie umfasste neben mehreren extra für die Gala kreierten Stücken von Béatrice Massin, Nicolas Paul und Pierre Lacotte auch ältere Werke von Leo Staats (sein „Walpurgisnacht“-Ballett aus Gounods Oper „Faust“ in einer Rekonstruktion von Claude Bessy), Jacques Garnier und Jean-Guillaume Bart. Fast alle Stücke wurden von Schülern der Tanzschule interpretiert, bis auf Lacottes choreographisch wenig originelle, aber von Agnès Letestu stilvoll ausgestattete Uraufführung „Célébration“ mit den Etoiles Ludmila Pagliero und Mathieu Ganio.
Darüber hinaus lud die Ecole de Danse der Pariser Oper Gäste aus wichtigen Tanzschulen in aller Welt für eine gemeinsame Gala im Palais Garnier ein, nämlich aus der Bolschoi-Ballettakademie, der Royal Ballet School, der Schule der Mailänder Scala, der Schule des Königlich Dänischen Balletts, der Schule des Kanadischen Nationalballetts, der Schule des Hamburger Balletts und der John Cranko-Schule in Stuttgart.
Schließlich eröffnete im Juni eine große Ausstellung zur Geschichte des Balletts der Pariser Oper im Palais Garnier, die von der Pariser Oper in Zusammenarbeit mit der französischen Nationalbibliothek organisiert wurde. Diese Ausstellung wirft einige Schlaglichter auf gewisse Schlüsselepochen der Pariser Oper, vor allem die Anfänge, die Romantik, Lifar und die Lefèvre-Zeit, mit einigen flüchtigen Seitenblicken auf das alles andere als unwichtige „Dazwischen“ von den Brüdern Gardel bis Rudolf Nurejew. Man sieht dort einige bekannte, aber selten ausgestellte Werke wie beispielsweise mehrere Kostümzeichnungen von Louis-René Boquet (der unter anderem die Kostüme für Noverres Stuttgarter Medea schuf), das große Noverre-Porträt von Jean-Baptiste Perroneau (obgleich Noverre in der Pariser Oper kaum Fuß fasste) oder auch Bühnenbild- und Kostümzeichnungen zu den Werken Serge Lifars, der in den Begleittexten ziemlich gewagt als Widerstandskämpfer während der „occupation“ präsentiert wird. Hinzu kommen einige beeindruckende Bilder jüngerer Produktionen, beispielsweise Nicolas Le Riches Schlusspose in Roland Petits Clavigo, Michaël Denard in Béjarts Feuervogel oder Yves Saint Laurents Kostümzeichnungen für Roland Petits Notre-Dame de Paris. Dazwischen sieht man Kostüme aus verschiedenen Produktionen, von La Sylphide bis zum Wespenkostüm in Marie-Agnès Gillots jüngster Uraufführung Sous Apparence. Die Ausstellung in der Bibliothek des Palais Garnier wird in den Räumen des Foyers fortgesetzt, wo unter anderem Bilder der Etoiles von gestern und heute zu sehen sind.
Noch keine Beiträge
basierend auf den Schlüsselwörtern
Please login to post comments