Ein Freundschaftsspiel

Cranko, van Manen und Béjart beim Stuttgarter Ballett

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Stuttgart, 25/01/2011

Nein, mit den sprichwörtlichen elf Freunden wie bei den Kollegen vom VfB begnügt man sich beim StB nicht! Nicht jedenfalls, wenn es sich um ein Freundschaftsspiel mit Maurice Béjarts „Bolero“ handelt. Da müssen's dann schon achtzehn Freunde sein, während im Hintergrund bereits der Nachwuchs von der John-Cranko-Schule sich fit macht und auch der Fanclub der Statisterie bereitsteht. Und so wurde auch die zweite Vorstellung des neuen Programms wieder zu einem umjubelten Ereignis, gellten die Lustschreie des Publikums durchs Stadion, pardon: durchs Opernhaus am Eckensee, gab es eine schier endlose Siegerparade, an der auch der Cheerleader James Tuggle beteiligt war, hätte Mannschaftskapitän Friedemann Vogel sein Hemd, wenn er denn eins angehabt hätte, ins Publikum geschleudert!

Doch auch ohne Hemd begeisterten sich die tausendzweihundert Zuschauer an den nackten, gestählten und verschwitzten Oberkörpern der achtzehn Profis vom StB, die ein klasse Spiel hingelegt hatten – nicht die mindeste Gefahr eines Abstiegs in die zweite Liga! Nein, die Stuttgarter tanzen auch in ihrer fünfzigsten Saison in der ersten Klasse! Das hatten sie an diesem Abend schon eingangs mit der Hommage an ihren Gründervater John Cranko bewiesen – und da waren‘s nicht neunzehn, sondern fünfzehn plus ungezählte Corps-Kollegen in Crankos „Initialen R.B.M.E“ – sozusagen die Kinder von Richard, Birgit, Marcia und Egon, so dass das Ballett inzwischen eigentlich „F.A.S.A.“ heißen müsste (für Filip Barankiewicz, Alicia Amatriain, Sue Jin Kang und Alexander Zaitsev). Viel Nostalgie also in diesem Programm.

Aber was für eine quicklebendige, junge Nostalgie! Und zwischen diesen beiden Balletten, die so unwahrscheinlich leicht an ihren Dezennien tragen („Initialen“ stammt immerhin aus dem Jahr 1972, der „Bolero“ feiert sogar bereits seinen Fünfzigsten), erweist sich die Neuerwerbung von van Manens „Frank Bridge Variations“ (noch nicht einmal sechs Jahre alt) als das „Auge“ in diesem tänzerischen Orkan, mit seinen zwei Paaren alias Hyo-Jung Kang und Marijn Rademaker, Katja Wünsche und Jason Reilly plus zweimal drei Akkompagnisten, die ein Exercise an klassisch-moderner Formenstrenge absolvieren. Und auch van Manen (mit seinem ästhetisch so berückenden Designer Keso Dekker) kann man ja inzwischen zu den Stamm-Freunden des StB rechnen. Das StB also in dieser Vorsaison eine Kompanie im Glück – wovon die Kollegen vom VfB einstweilen nur träumen können!

 

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