OONA project: „Please“

OONA project: „Please“

Dahinschnurrende Witz-Marionetten

Marisa Godoy mit „Please“ bei der Tanzwerkstatt Europa

München, 06/08/2011

Zweite Runde der diesjährigen Tanzwerkstatt Europa: War „De l‛air et du vent“ (1996) des Belgiers Pierre Droulers eine mit „postmodern dance“ nostalgisch dahin träumende Lehrstunde in Entschleunigung, dann lieferte tags darauf die Brasilianerin Marisa Godoy mit ihrem Performance-nahen Stück „Please“ in einer Art Live-Comic eine Lehrstunde über unser Bedürfnis zu gefallen. Zwei Frauen – eine davon Godoy selbst – und zwei Männer, alle ohne eine Faser Textilie am Leib, brüsten sich gleich zu Beginn mit einem Schwall von Qualitätsadjektiven, die sie für ihre Darbietung in Anspruch nehmen: knackig, frisch, erheiternd, irritierend, spezifisch, global, philosophisch, unterhaltsam etc. etc.

In ihrem FKK-Kostüm – das sie bewundernswert selbstverständlich durch die ganze Show beibehalten – hüpfen sie, neckisch Voyeure einladend, in skurrilen „Jeder-Mensch-ist-ein-Tänzer“-Sprüngen über die Bühne. Sie werfen sich, um Anerkennung ringend, schweißtreibend wiederholt als unerbittliche zeitgenössische Tanzwerker in komplizierten Figuren zu Boden. Und sie filmen sich narzistisch mit einer Live-Kamera. Dabei ist natürlich die amateurhafte Ungelenk-Grandezza jeder Bewegung, auch die ja manchen körperlichen Makel enthüllende Nacktheit eine absolut gewollte ironische Brechung dieses Schönseinwollens – dieser ach so bekannten Gefallsucht. Und wenn das Nackedei-Ballett als Video im Schnell-Lauf über die rückwärtige Leinwand flitzt, ist der eitle Mensch nur noch eine dahinschnurrende Witz-Marionette. Godoys Performance „Please“ wird dem zeitgenössische Tanz nicht wirklich etwas hinzufügen, aber während des Zuschauens ist sie immerhin in Teilen amüsant.

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