Unermüdlich für den Tanz engagiert

Philippe Braunschweig gestorben

oe
Stuttgart, 06/04/2010

Er war der Mr. Prix de Lausanne: Philippe Braunschweig, der am Samstag in Vevey am Genfer See im Alter von 82 Jahren gestorben ist. Der Nachruf in einer Lausanner Zeitung nennt ihn „le promoteur infatigable de la danse“ – und das war er in der Tat: unermüdlich für den Tanz engagiert. Wo wir uns zuerst begegnet sind? Es ist so lange her – irgendwo bei Béjart dürfte es gewesen sein, in dessen Anfangsjahren. Schon in Berlin, in den fünfziger Jahren? Denn in Berlin hatte Béjart seinen Durchbruch, bevor er dann in Brüssel das Ballett des 20.Jahrhunderts gründete. Und immer war Braunschweigs Frau dabei, Elvire, die als Exballerina ihn wohl zum Ballett verführt hat. Denn dass er sich einmal so mit Haut und Haaren dem Tanz verschreiben würde, war ihm ja nicht an der Wiege gesungen worden. In La Chaux-de-Fonds geboren, war ihm eine Karriere als Industriekaufmann bestimmt, als der er es bis zum Vorstandsmitglied der Schweizerischen Akademie der technischen Wissenschaften brachte – immer hin und her pendelnd zwischen der Schweiz und der neuen Welt, und seit 1993 Mitglied des Vorstands des International Fund for the Promotion of Culture (einer Unterorganisation der UNESCO).

Seine eigentliche Bestimmung fand er 1972 als Gründer und Präsident (bis 1997) des Prix de Lausanne – des vielleicht – Varna und Jacksonville in allen Ehren – berühmtesten Tänzerwettbewerbs der Welt. Die Liste seiner Preisträger liest sich wie eine Ehrentafel des internationalen Balletts. 1997 erhielt er den Deutschen Tanzpreis. Zehn Jahre zuvor hatte er dafür gesorgt, dass Béjart mit seiner Kompanie und seiner Schule von Brüssel nach Lausanne übergesiedelt war. Lange nachdem er die Präsidentschaft des Preises in jüngere Hände übergeben hatte, war er ständig mit neuen Plänen beschäftigt – immer im Dienste des Tanzes, immer darum bemüht, die Arbeitsbedingungen der Tänzer zu verbessern, ihnen nach dem Ausscheiden aus ihrem aktiven Beruf neue Berufsperspektiven zu erschließen – und generell dem Tänzerberuf zu einem höheren sozialen Renommee zu verhelfen. Ich wüsste im deutsch-französisch-schweizerischen-österreichischen Bereich keine einzige andere Persönlichkeit zu nennen, die sich so verdient um den Tanz gemacht hat wie den Mr. Prix de Lausanne.

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