Eine Pyjama-Familie zeigt sich animalisch

Meg Stuarts „Do Animals Cry“ im MuseumsQuartier

Wien, 21/05/2010

Eine Familie gerät in Meg Stuarts „Do Animals Cry“ in der Halle G im MuseumsQuartier außer Kontrolle. Erstmals seit zehn Jahren gastieren die Choreographin und ihr in Brüssel beheimatetes Ensemble „Damaged Goods“ wieder bei den Wiener Festwochen.

Meg Stuarts Choreografien beruhen auf Bewegungen und Gesten aus dem Alltag, die dekonstruiert werden. Neu ist in „Do Animals Cry“ die spielerische Leichtigkeit, mit der zwei fabelhafte Tänzerinnen und vier ausgezeichnete Tänzer das Stück zur Musik von Hahn Rowe gestalten. Ungewöhnlich auch, dass die Analytikerin Stuart auf Theatralik und Emotionen setzt. Sie erzählt vielerlei Geschichten mit einem Konglomerat aus Tanz, Gestik, Text und Mimik. Rituale und Codes werden offengelegt. Sie sorgen für den Zusammenhalt der Bühnen-Familie. Deren Mitglieder sind auf der Suche nach Identität, geben einander - zunächst im Pyjama (Kostüme: Nina Gundlach) - nicht immer schmeichelhafte Spitznamen, wechseln zwischen intimer Nähe und Momenten der Einsamkeit und übernehmen in Extremsituationen animalische Bewegungen.

Raffiniert ist der Bühnenraum von Doris Dziersk zwischen Tisch mit Stühlen, Hundehütte, Treppe und einer riesigen Skulptur aus abgeholzten Ästen angelegt. Stuart lässt verschiedene Bilder aufeinanderfolgen, die sich oft an Klischees aus Werbespots und Idyllen aus Fernsehserien anlehnen. Die daraus entstehende Komik wirkt fallweise platt und liegt ihr nicht so sehr wie jene Szenen, in denen die Harmlosigkeit nahtlos in Brutalität bis zu einer Endzeitstimmung übergeht.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

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