„Leonce und Lena“, die zweite Großfamilie

Die Hit-verdächtigen Nachfolger von Katharina und Petrucchio

oe
Stuttgart, 29/11/2010

Nein, eine zweite Generation haben Leonce und Lena nach ihrer Stuttgarter Hochzeit vor ein paar Tagen noch nicht hervorgebracht – so schnell geht das selbst bei den Paarungen des Stuttgarter Balletts nicht! Wohl aber eine zweite, sagen wir also: geschwisterliche Hochzeit. Mit Marijn Rademaker und Laura O‘Malley als Protagonisten, Nikolay Godunov als König Peter, Arman Zazyan als Valerio, Anna Osadcenko als Gouvernante, Oihane Herrero als Rosetta, Magdalena Dziegielewska als Hofmeister, Alessandra Tognoloni als Zeremonienmeister, Mikhail Soloviev als Präsident, Demis Volpi als Hofprediger, Lee Fennell als Landrat, Nathalie Guth als Schulmeister nebst Özkan Ayik und Brent Parolin als Ankleidern.

Was für eine zweite Groß-Familie nach der ersten vor anderthalb Wochen! Alle mit Migranten-Hintergrund. Und alle so komplett integriert! Ach nähme doch die Wirklichkeit sich ein Beispiel am Stuttgarter Ballett. Vielleicht sollte man die Ballettmeister mal als Instrukteure in die Problemfamilien schicken! Und das Publikum dieser Montags-Abovorstellung war genauso hingerissen wie die Premierenbesucher.

Vielleicht sogar noch ein bisschen mehr, denn es gab reichlich spontanen Zwischenapplaus, und genau wie schon beim ersten Mal Ermutigungsstimulans bei den allzu ausgedehnten stummen Pantomimen: Nun macht schon endlich weiter! Und während Stuttgarts erstes Paar offenbar noch romantische Vorstellungen über die Liebe so ganz im allgemeinen und die eheliche im besondere kultivierte, erwiesen sich Rademarker und O‘Malley als die moderneren Lovers, wie sie heutzutage in adligen Familien gang und gäbe sind, wobei Rademaker auch als Kronprinz einen schneidigen Segler bei den Olympischen Spielen abgeben würde, während man sich O‘Malley gut als eine Olympische Hostess vorstellen könnte (ganz nach dem realen dänischen Vorbild).

Spuck sollte sich nach dem Erfolg ermutigt fühlen, auf diesem Gebiet weiterzumachen. Zum Beispiel indem er sich des Rattenfängers von Hameln oder der Bremer Stadtmusikanten annähme – vielleicht ja auch der Moskauer Bewohner von Tscherjomuschky. Es müssen ja nicht immer nur Spitzwegsche Käuze und Freaks sein. Mal sehen, ob er dann unter den eidgenössischen Zeitgenossen von Wilhelm Tell fündig wird!

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