Beziehungs-Doppel im Münchner i-camp

„Fremd im Paradies“ von Stefan Dreher und Inga Helfrich

München, 22/01/2010

„Fremd im Paradies“, ein rätselhaft widersprüchlicher Titel. Aber in diesem Tanz- & Theater-Stück geht es um die eheliche Zweisamkeit - alles klar? Im Hinterkopf hatten Choreograf Stefan Dreher und Regisseurin Inga Helfrich Edward Albees „Wer hat Angst vor Virgina Woolf“ (1962). Und so treten hier Dreher selbst mit Tänzerin Jule Flierl und die bekannten Schauspieler Monika Manz und Gerd Lohmeyer zum Beziehungs-Doppel an im Münchner i-camp.
Man darf jetzt nicht Liz Taylor und Burton (1965 der Film) mit Albee'schem furiosem Sprachfeuerwerk erwarten. Helfrich hat merklich versucht, den bitter harten Stoff als augenzwinkernd leichte Kost darzubieten. Durch Michael Bischoffs satt güldenes Kasten-Paradies swingen zu süffigen US-Lovesongs, immer mal wieder, der türkisene Anzugträger Dreher und das rote Wickelkleidchen-Girl Flierl. Ihre Schritte und Gesten, geradezu in paradiesisch unschuldiger Naivität entworfen (Charleston-Schlenkerbein, abgewinkelte „Buddha-Arme“) und auch unschuldigen Blicks präsentiert, liefern schon die erste Ladung an Ironie.

Manz und Lohmeyer setzen da ihre Erzkomödiantik noch drauf. Sie, die ihren schrill poppigen Teenie-Outfit (Coren Pollock) so souverän trägt wie die Queen ihre Extrem-Hüte, und Lohmeyer legen sich mit charmantester Ungelenk-Allüre in tänzerische Posen, krabbeln präzise im Countrysong-Takt auf allen Vieren im Karree. Dass sich hier die Konflikte beider Paare berühren oder sich gar die „Hassliebe“ zwischen Tanz und Theater manifestiert, bleibt ein nicht eingelöster Anspruch. Den ganz alltäglichen Eheproblemen kommt man näher, wenn Sie/Manz, sehr komisch in Denglisch, über ihr kaputtes Liebesleben philosophiert oder Er/Lohmeyer gegen die Anschuldigung der Gefühlskälte opponiert. Mehr davon, und es hätte ein deftiger Nachschlag zu Albee werden können.


bis Sonntag, 20 Uhr 30; Karten 089/65 00 00

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