Getanzte Biografie

„Cédric Andrieux“ von Jérôme Bel bei ImPulsTanz

Wien, 31/07/2010

Einst galt er als Enfant terrible der Tanzwelt: der französische Choreograf Jérôme Bel. Mit seinem Konzept getanzter Biografien entwickelt er seit 2004 ein neues Format. Auch im Fünften dieser Tänzerporträts spannt er den Bogen von persönlichen Erfahrungen zur Tanzgeschichte. Der Name des Tänzers wird zum Stück-Titel: „Cédric Andrieux“ gastierte nun bei ImPulsTanz.

Lebendiger kann Geschichtsunterricht nicht sein. Die Aufführung ist eine Mischung aus Texten und Tanzeinlagen. Cédric Andrieux, Tänzer des Opernballetts Lyon, versteht es, seine Geschichten unprätentiös und ohne Pathos zu erzählen: Vom Lehrer, der die Entwicklung zum Tänzer falschen Urteilen zum Trotz nicht verhinderte, bis zu den Schwierigkeiten, einen Job zu bekommen.

Die Jahre 1999 bis 2007 sind besonders interessant, in denen Andrieux Tänzer in Merce Cunninghams legendärer New Yorker Compagnie war. Aus der subjektiven Sicht war diese Zeit nicht so aufregend, wie sie sich nun darstellt. Besonders die Monotonie im Alltag und beim Training wirkte auf Andrieux zerstörerisch. Dass er die Musik zur Choreografie erst bei der Aufführung auf der Bühne zu hören bekam, irritierte ihn und ist zugleich ein Markenzeichen Cunninghams gewesen.

So entsteht ein ungewöhnlicher Zugang zu Ausschnitten aus Cunninghams Werken, deren Wirkung durch den persönlichen Filter von Andrieux keineswegs geschmälert wird.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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