Kinsun Chan wird Tanzchef in St. Gallen
Der Schweiz-Kanadier übernimmt auf die Spielzeit 2019/2020 die Nachfolge von Beate Vollack
Ehre, wem Ehre gebührt! Es mag ja inzwischen bei so vielen grenzüberschreitenden Produktionen etwas altmodisch klingen, doch wenn auf dem Besetzungszettel Choreografie steht, erwarte ich halt immer noch, dass da dann auch Tanz drin ist. Den konnte ich aber kürzlich bei der Premiere von Rossinis „Mosè in Egitto“ am Opernhaus Zürich beim besten Willen nicht entdecken – obgleich es da doch ausdrücklich hieß: „Choreografie: Beate Vollack“. Hatte ich den Tanz etwa verschlafen (soll ja vorkommen in meinem fortgeschrittenen Alter)? Oder waren vielleicht meine falschen Erwartungen schuld – weil ich den Titel nicht richtig gelesen hatte? Von Rossinis Moses-Oper gibt es immerhin drei verschiedene Versionen, die ersten beiden, kurz hintereinander 1818 und 1819 in italienischer Sprache als „Mosè in Egitto“ in Neapel aufgeführt, ohne Ballett, die dritte sodann, 1827 überarbeitet für Paris als „Moïse et Pharaon“, mit Ballett: Ägypter, Erstgeborene, Repräsentanten der verschiedenen ägyptischen Gottheiten, ägyptische Soldaten“.
Keine Frage: Zürich spielte die italienische Fassung – ohne Ballett. Stutzig hätte mich machen sollen, dass es auf dem Besetzungszettel lediglich hieß: Chor der Oper Zürich und Orchester der Oper Zürich. Tänzer waren dort nicht aufgeführt. Stattdessen heißt es: Figuranti speciali. Erst hinterher, als ich überlegte, wo denn getanzt worden war, ging mir auf, dass im ersten Akt, bei einer der typischen rossinischen Crescendo-Steigerungen, die ja wie eine Dampfwalze immer mehr in Fahrt kommen, der Chor im Takt bestimmte Handbewegungen und Gestikulationen ausführte – ein bisschen wie Maschinen oder Roboter. Das dürften dann wohl die unter die Choristen gemischten „Figuranti speciali“ gewesen sein. Doch dafür die Zuschreibung als „Choreografie“ in Anspruch zu nehmen, erscheint mir reichlich hoch gegriffen. Die Amerikaner sind uns da wohl etwas voraus, wenn sie diese Praxis als „musical staging“ bezeichnen – was denn doch etwas bescheidener klingt.
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