Uwe Meusel

Stepptanz-Lehrer in Freiburg

Freiburg, 06/09/2009

Als ich klein war, haben meine Eltern viele amerikanische Musicals im Kino gesehen, es war die Zeit von Fred Astaire, Ginger Rogers, Gene Kelly. Meine Mutter sah in mir eine kleine Shirley Temple und ich lernte steppen und singen. Bis die Gesangslehrerin zu meinen Eltern sagte: „Vielleicht ist Ihre Tochter für den Tanz begabt, aber singen kann sie nicht.“ Und so bin ich klassische Tänzerin geworden! Meine Liebe zum Stepptanz ist geblieben und als ich diesen Sommer in Nizza einem Unterricht von Uwe Meusel zusehen durfte, habe ich wieder diese Leichtigkeit bewundert, die nur die ganz Großen beherrschen. In seinem Unterricht legt er sehr viel Wert auf Placement und Gewicht. Viele Übungen sind konzipiert, um die Gelenke locker zu lassen und den richtigen Ton zu treffen. Wenn er einen Schritt in seinem eigenen schnellen Tempo vormacht, dann ist es so klar, es sieht so genau und so einfach aus, dass man denken könnte, er spaziert.


Ich habe ihm meine sechs Fragen gestellt und habe einen leidenschaftlichen Stepptanz-Lehrer kennen gelernt.

Wie und wann sind Sie zum Unterrichten gekommen? 

Uwe Meusel: Ich habe Musik studiert und wollte schon immer Stepptanz probieren. Meine erste Lehrerin hat bald aufgehört und ich habe 1985 ihre Kurse übernommen. Das lief so gut, dass ich weiter unterrichtet habe, ich wurde immer wieder gefragt und habe so mein Studium finanziert. Ich habe viel in Operetten gesungen und getanzt, bin 13 Jahre mit meinem Bruder als singendes und tanzendes Duo aufgetreten. Stepptanz zu unterrichten ist sehr kompliziert, man kann es den Leuten schwer machen, wenn man nicht genug weiß. Ich habe mich lange damit beschäftigt, um es den Schülern einfach zu machen. Man muss viel Isolation machen, damit es leicht aussieht. Wenn man diese Feinmotorik beherrscht, kann man sehr lange tanzen. Es geht nicht nur um die Unterhaltung!

Welche Meister haben Sie nicht vergessen? Und warum? 

Gregory Hines war der Grund, dass ich mit Stepptanz angefangen habe. Sam Weber ist mein großer Meister, ich finde er hat die beste Technik, die es auf der Welt gibt! Jimmy Slide, die schwarzen „Masters“ und die Jazzmusiker in Amerika, mit ihnen habe ich die Philosophie und die Kultur kennen gelernt. Stepptanz ist schwarze Kultur.

Sind Sie der Meinung, dass man das Lehren lernen kann? Wenn ja, wie sollte Ihrer Meinung nach so eine Ausbildung aussehen? 

Stepptanz ist sehr individuell. Es gibt keinen offiziellen Lehrgang zum Stepptanz-Lehrer. Wer gut ist, wird überleben, man muss es dem freien Markt übergeben. Stepptanz-Lehrer ist kein Berufsbild, im Gegensatz zum Tanzlehrer. Um ein guter Stepptanz-Lehrer zu werden, muss man eine Musikausbildung haben. Man muss viel Zeit investieren und am Ende bleibt es doch eine Begabung!

Muss für Sie ein Lehrer professionell getanzt haben?

Ich finde ja. Gewisse Erfahrungen muss er gemacht haben, sonst kommt es schnell zu einer Philosophie des beglückenden Tuns! Es gibt professionelle Maßstäbe und die muss man vermitteln können.

Was ist für Sie das Wichtigste für erfolgreichen Unterricht?

Ich verwende Musik zum Sammeln. Ich muss schauen, dass jeder bei sich ist, um zu hören und zu machen, es darf kein akustisches Chaos entstehen. Ich muss die Menschen beruhigen, um sie zu konzentrieren und dann ist alles Weiteres möglich. Dass es von innen herauskommt.

Welche Korrekturen sollen Ihre Schüler nicht vergessen? 

Eigentlich alle! Das Wichtigste ist, dass man das, wofür man so hart gearbeitet hat, nach außen bringen kann. Sobald ich Stepptanzen kann, muss ich diese Technik emotional zu meinem Eigentum machen. Wenn ich lerne, wie die Dinge passieren, spüre ich keine Anstrengung mehr. Psychosomatik ist keine Einbahnstraße. Mein größter Wunsch ist, dass man die Konzentration nicht mehr sehen kann, und dass man nicht in der Arbeit stecken bleibt.


Kurze Vita 
Uwe Meusel, geboren 1960, begann während sein Musikstudiums vor 23 Jahren mit dem Stepptanz. 1988 gründet er die Musical-TAP-Company in Freiburg. Sie ist eine der wenigen Fachschulen für Stepptanz in Deutschland. 1995 initiierte Uwe Meusel die Gründung von German TAP, dem Verein zur Förderung des Stepptanzes e.V. Bis 1997 war er der erste Vorsitzende und von 2001 bis 2006 Präsident. Sein Repertoire umfasst über 300 Choreografien. Uwe Meusel gilt als einer der führenden Stepptanz-Experten in Europa.

www.musical-tap-company.de / www.germantap.de
 

 

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