Nur Köln tanzt neben dem Geldregen

Das Land NRW will, dass mehr und besser getanzt wird. Kulturstaatssekretär Grosse-Brockhoff hat dafür ein neues „Tanzkonzept“ in Düsseldorf vorgestellt

Düsseldorf, 22/01/2009

Ein „Tanzkonzept“ zur Förderung des Tanzes in Nordrhein-Westfalen hat Kulturstaatssekretär Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff gestern in Düsseldorf vorgestellt. Danach geht 2009 ein wahrer Geldregen auf die kommunalen Tanzensembles, die Tanzzentren in Essen und Düsseldorf sowie die freie Tanzszene nieder. Nur die Stadt Köln geht leer aus. Das Papier sieht eine Reihe neuartiger Fördermöglichkeiten für den Tanz vor, die mit 700 000 Euro im Landeshaushalt 2009 zu Buche schlagen.

Die Landesregierung kommt damit ihrem Ziel, den Kulturhaushalt bis 2010 auf dann 142 Millionen Euro zu verdoppeln, wieder ein Stück näher. Immerhin rangiert NRW mit seiner Kulturförderung derzeit noch hinter Mecklenburg-Vorpommern an vorletzter Stelle der Bundesländer. Neben Sonderzuschüssen an die städtischen Tanzkompanien liegt der Schwerpunkt des Konzeptes eindeutig auf einer umfassenden Förderung der freien Tanzszene. Das ist in diesem Umfang neu und auf das langjährige Engagement des Referatsleiters Tanz, Wolfgang Hoffmann, zurück zu führen.
Rückschlag fürs Kölner Tanzhaus Staatssekretär Grosse-Brockhoff sieht die Tanzschaffenden des Landes bereits als tanzende „Kulturbotschafter“ weltweit für ein einheitliches Label „Tanzland NRW“ werben.

Damit das gelingt, ist eine neuartige Spitzenförderung für die freie Tanzszene vorgesehen. In einem Juryverfahren werden vier Ensembles oder Choreografen / -innen ausgewählt, die für einen Zeitraum von drei Jahren eine jährliche Förderung von 65 000 Euro erhalten. Danach soll entschieden werden, wer davon mit einer institutionellen Förderung rechnen kann. 100 000 Euro werden den tanzenden Kulturbotschaftern als Reisemittel zur Verfügung gestellt.

Und sogar 250 000 Euro werden für die erstmalige Errichtung einer „Agentur Tanz NRW“ bereitgestellt, die den nationalen und internationalen Kulturaustausch der Tanzszene forcieren soll. Angesiedelt wird diese Agentur am Tanzhaus in Düsseldorf, das damit eine deutliche Stärkung erfährt.

Ein Beirat werde allerdings, so Grosse-Brockhoff „strengstens darauf achten, dass unabhängig entschieden“ wird. Es ist also weitestgehend Strukturförderung für den freien Tanz, die mit dem Tanzkonzept betrieben wird.

Doch selbst davon kann Kölns Tanzszene nicht profitieren. Ihre Bemühungen um ein Tanzhaus in Köln haben sogar einen herben Rückschlag erlitten. Zwar sind dafür im städtischen Haushalt bereits Mittel vorgesehen, doch bei den Landeszuschüssen geht Köln bislang leer aus. Köln müsse, so heißt es im Tanzkonzept lapidar, hierzu erst Zahlen vorlegen. Ebenso trocken vermerkt das Tanzkonzept, dass eine städtische Tanzkompanie in Köln „auf einen späteren Zeitpunkt verschoben“ ist.

Grosse-Brockhoff erläutert dies in seiner markanten Art noch anschaulicher: „Wir werden Köln doch nicht nach 20 Jahren dafür belohnen, dass es seinerzeit in skandalöser Weise das Tanzforum aufgelöst hat.“ Da ist es fast schon beruhigend, dass das Tanzkonzept zunächst nur von „Überlegungen für eine verbesserte Tanzförderung“ spricht.

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