Muttersprache oder mit Akzent. Tanz als Kommunikation?

„Babel Fish Moves“

Bremen, 29/05/2009

von Miriam Althammer

Zwinkern. Funkeln. Ein Blick genügt, um das Publikum zu bezaubern. In einen lila Overall gekleidet und mit dunklen wallenden Haaren steht die aus Bolivien stammende Tänzerin in einem weißen Raum, der einem Versuchslabor gleicht. Technik und Leere. Untersucht wird der Körper als das vermeintlich einzige universelle Kommunikationsmittel und als derjenige, der sich nicht unter Kontrolle zu bringen vermag. Die Hüfte will sich nicht in den Takt einfügen, Arme und Hände wollen sich permanent mitteilen und gestikulieren hektisch.

„Babel Fish Moves“ (2008), präsentiert im Rahmen des XtraFrei Tanzfestivals in Bremen, übersetzt Gedanken in Bewegungen – humorvoll und auf erfrischende Art und Weise. Native oder mit Akzent kann Körpersprache sein, bekannt oder alien, wie eben alle Formen von Sprache. Muss man die Kommunikation mit Bewegung üben oder gar erlernen? Doch selbst Vokabeln pauken wird bei der Tänzerin und Choreographin Monica Antenzana zur Freude: I don't know. Die Schultern ziehen sich nach oben, der Knopf neigt sich zur Seite, der Mund verzieht sich. Der Rumpf biegt sich. So funktioniert also die Körpersprache. Begleitet von Bildern und Klängen der Popularkultur, springt, rollt und dreht Antezana sich über die Bühne. Doch die Bewegung reicht nicht aus, um zu erklären und sich zu verständigen.

Immer wieder nähert sich ihr Körper der Fernbedienung, zitternd drücken die Finger Knöpfe und Tasten. Projektionen tanzen an den hohen weißen Wänden. Eine Reise durch den Körper zu Chromosomen, DNA und Proteinen beginnt. Aber auch der biologische Körper wird ad absurdum geführt. Bilder überlagern und vermischen sich zu einer psychedelisch-bunten Komposition: Zwischen DNA-Strängen und Körperzellen erscheinen die hinduistische Gottheit Shiva und der Turm von Babel.

Nur einmal glaubt man, einen stillen Moment erhaschen zu dürfen. Die Tänzerin sinkt langsam zu Boden, streckt sich aus, den Blick in die Ferne gerichtet. Etwas fehlt. Sie springt auf, hantiert an der Technik, Klavierspiel setzt ein und wird auf der Leinwand sichtbar. Abermals legt sie sich auf den Boden. Ein Blick zur Seite, sie verschwindet hinter der Projektionswand, und schon ist die Ruhe zerstört. Durchatmen wird dem Publikum nicht erlaubt, ein Bild reiht sich an das andere, verweilen darf man nicht. Doch der Zuschauer will die Kommunikation mit der Tänzerin nicht aufgeben und wird trotzdem enttäuscht. Am Ende ihrer Performance verlässt sie bei einer exzessiven Tanzeinlage zu Hip Hop-Musik unvermittelt die Bühne. Verweigert die Kommunikation. Verdutzt blickt der Zuschauer in die Dunkelheit.

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