Eine starke Energie verbindet uns!

Dominique Mercy über die Zukunft des Tanztheater Wuppertal

Wuppertal, 03/11/2009

Nach der Entscheidung des Beirats des Tanztheaters Wuppertal, dem Bausch-Tänzer Dominique Mercy und dem Bausch-Assistenten und Dramaturgen Robert Sturm gemeinschaftlich die Leitung des Tanztheaters Wuppertal zu übertragen, sprach Klaus Keil mit Dominique Mercy über die Doppelspitze und die weiteren Schritte in Wuppertal.

Redaktion: Dominique Mercy, Sie sind seit 1973 Tänzer bei Pina Bausch. Ihre Berufung ist erwartet worden, doch Robert Sturms Berufung überrascht. Er ist weitgehend unbekannt.

Dominique Mercy: Ja, aber das ist auch der einzige Grund, warum es überrascht. Er ist seit zehn Jahren ein enger künstlerischer Mitarbeiter von Pina Bausch und kennt damit viele Details und so war es sehr logisch, dass er auch in die Leitung berufen wurde.

Redaktion: Aus welchem Grund hat man sich denn für eine Doppelspitze entschieden?

Dominique Mercy: Also ich bin an der Seite von Pina gewachsen, tänzerisch und künstlerisch, aber es gibt die ganze organisatorische, planerische Seite. Zu dieser praktischen Seite hatte ich natürlich Distanz, weil ich immer noch als Tänzer beschäftigt war. Deshalb war es erforderlich, auch jemand zu haben, der durch seine Mitarbeit bei Pina auch Kenntnis von den anderen Seiten hat.

Redaktion: Wird jeder von Ihnen für einen besonderen Bereich zuständig sein?

Dominique Mercy: Nein, das wird sich organisch entwickeln. So wie wir es schon gemacht haben, seit Pina uns verlassen hat. Und es hat gut funktioniert, so dass wir uns bereit erklärt haben, das weiter zu machen. Wir beraten uns gegenseitig.

Redaktion: Was ändert sich mit der neuen Leitung?

Dominique Mercy: Ich glaube nicht, dass man von Veränderung sprechen kann. Pina ist nicht mehr da, der Kern unserer Geschichte und unseres Lebens ist nicht mehr da, das ist der große Unterschied. Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass ihre Werke lebendig bleiben, und auch sie durch ihre Stücke und ihre Energie.

Redaktion: Wo wird denn der Schwerpunkt der neuen Führung liegen: In der Repertoire-Pflege oder der Suche nach einer neuen Form?

Dominique Mercy: Beides ist für uns wichtig. Irgendwann müssen wir einmal dafür sorgen, dass die Kreativität in der Kompanie weitergeht, aber dafür müssen wir uns Zeit lassen. Wir müssen erkennen, wo wir sind, es gibt ein unglaublich reiches und vielfältiges Repertoire, davon möchten wir so viel es geht und so lang es geht lebendig erhalten. Trotzdem werden wir darüber nachdenken, was sich dazu oder dazwischen addieren könnte, wie wir weiter kreativ bleiben und die Aktivität unserer Tänzer anspornen können.

Redaktion: Wird es im Frühjahr 2010 wieder ein neues Stück geben?

Dominique Mercy: Dieses Jahr und in naher Zukunft geht es erst einmal darum, das Werk von Pina Bausch zu erhalten und zu pflegen – und uns Zeit zu lassen, um neue Gedanken auftauchen und wachsen zu lassen. Mai 2010 werden wir anstatt einem neuen Stück mehrere Stücke aus dem Repertoire spielen.

Redaktion: Machen alle Tänzer weiter oder wollen einige auch gehen?

Dominique Mercy: Ja, bisher machen alle weiter, es hat sich noch keiner gemeldet, der gehen wollte. Im Gegenteil, man hat das Gefühl, eine starke Energie hat alle verbunden. Das kann sich natürlich ändern, aber im Moment man spürt die Energie von jedem Tänzer, alle Vorstellungen sind prima gelaufen, man hat das Gefühl, dass sich jeder verantwortlich fühlt für das Weiterleben der Kompanie.

Redaktion: Sie sind seit 1973 beim Tanztheater Wuppertal. Würden Sie Wuppertal als Ihre künstlerische Heimat bezeichnen?

Dominique Mercy: Insofern… (lacht), ja, ein bisschen schon, als ich einen Teil meines Lebens hier verbracht habe.

Redaktion: Vielen Dank für das Gespräch. www.pina-bausch.de

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