Pseudowissenschaftlicher Flair

„Das Tanztheater Pina Bausch“ von Rika Schulze-Reuber

Münster, 04/08/2008

Als broschierte Ausgabe mit aktualisierten Einbandfotos aus „Vollmond“ (2006) und „Bamboo Blues“ (2007) ist das Buch der Wuppertaler Autorin jetzt in 2. „überarbeiteter“ Auflage erschienen. Eine dringend notwendige, kritische Straffung des Textes blieb leider aus. Nicht einmal der irritierende Titel „Das Tanztheater Pina Bausch“ wurde richtiger hin zu „Pina Bauschs Tanztheater“ oder „Das Tanztheater von Pina Bausch“ korrigiert. Der Anspruch einer sozialwissenschaftlichen Analyse der Stücke im Hauptteil (S. 101-94), die sowohl der Untertitel („Spiegel der Gesellschaft“) als das Vorwort in Aussicht stellen, erschöpft sich in pseudowissenschaftlichem Flair – formal etwa der Inhaltsstruktur und Fußnoten.

Vermisst wird auch die beteuerte „Authentizität“ durch persönliche Interviews mit Pina Bausch und Mitgliedern des Tanztheaters Wuppertal sowie eigenständig reflektierte Schlussfolgerungen aus der angeblich intensiven, 30-jährigen Beobachtung der künstlerischen Entwicklung der Stücke. 100 Seiten dürftigste Exkurse in die Tanzgeschichte und Bauschs Werdegang („Trotz ihres großen künstlerischen Engagements blieb ihr die Rolle als Mutter nicht versagt“) wären besser Makulatur.

So reizvoll Schulze-Reubers Analyse-Ansatz klingt, so dilettantisch bleibt die Ausführung – ein Chaos von wahllos beliebigen Zitaten aus Printmedien, ein beliebiges Literatur-Verzeichnis und teilweise peinlich läppische Fußnoten. Da rettet selbst der Anhang mit mehr als 60 schwarz-weißen Fotos von Jochen Viehoff nicht.

Rika Schulze-Reuber: Das Tanztheater Pina Bausch: Spiegel der Gesellschaft. 248 Seiten, s/w Fotos von Jochen Viehoff, 2. Auflage. R.G.Fischer Verlag, Frankfurt / Main, 2008, € 24,80

Kommentare

Noch keine Beiträge

Ähnliche Artikel

basierend auf den Schlüsselwörtern