Erinnerungsschwelgen in Hundehütten

Auftakt zur Tanzwerkstatt Europa mit Simone Aughterlonys „The Best and the Worst of Us”

München, 08/08/2008

Es ist ja durchaus verständlich, dass der zeitgenössische Tanz sich als abstrakte reine Form nicht genügt. So möchte Simone Aughterlony, Auftakt-Choreographin bei Münchens Tanzwerkstatt Europa (TWE), in ihrem Stück „Das Beste und Schlechteste in uns“, eine kleine Gesellschaft abbilden, die „Gruppenzwänge“ und die „Einzelinteressen“, wie das Programmblatt mitteilt.

Wie sieht das aus? Zu der Rhythmus-Sound-Untermalung von Marcel Blatti (er komponierte auch die Musik zum Kammerspiele-„Sturm“) kurven Aughterlony und ihre vier Tänzer in geschlossenen Schreit- und Laufformationen über die Muffathallen-Bühne, die Arme dabei auch kindlich ausgebreitet. Die Fünf, jetzt spaßig laienhafte Akrobaten, bauen allerlei skurrile quasi zirzensische Körpertürme, driften auch mal auseinander und finden zu einem Erinnerungsschwelgen wieder zusammen. Sie legen sich in Hundehütten schlafen, singen gemeinsam und flippen Party-selig aus in wildem Disco-Dancing.

Dies alles – oder, nein, dies wenige – hört sich, so gerafft, sicher gar nicht mal schlecht an. Und weil das meiste – vom, wie gesagt, insgesamt wenigen – so gezielt amateurhaft linkisch ausgeführt wird, stellt sich sogar, sekundenweise zumindest, eine leise Komik ein. Aughterlonys 2006/07 bei der TWE und bei Spielart im kleinen i-camp präsentierte Duette waren – in Ordnung. Dieses Quintett ist auf Abendlänge gequält. Und was und wie da zwischen Tanz und Text agiert wird, scheint im übrigen die New Yorker Judson-Church-Ära neu erfinden zu wollen. Die 70er Jahre haben wir aber doch inzwischen hinter uns gelassen.

 

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