Als Tanzen einfach war

„Travelogue I - Twenty to eight“ von Sasha Waltz im Tanzquartier

Wien, 19/02/2008

Über Gastspiele in Linz, Graz und St. Pölten hat sie sich angenähert. Das Tanzquartier holte nun die in Berlin tätige, zuletzt an der Pariser Oper erfolgreiche Sasha Waltz erstmals nach Wien. Oder besser gesagt ein Frühwerk der zunehmend auf großen Bühnen reüssierenden Choreografin, das im Grunde genommen mit ihrer aktuellen Schaffenskraft nur noch wenig gemein hat.

Wenn nun also der heitere, mit Slapstick durchsetzte Einstünder „Travelogue I - Twenty to eight“ aus dem Jahr 1993 zu sehen ist, wird man augenblicklich in eine Zeit zurückversetzt, als Tanzen noch „einfach“ war. Als sich noch ausschließlich der Körper in seiner Bewegtheit dem Publikum offen und leicht verständlich mitteilte. In einer Küche spielt sich so manche witzige Szene zwischen fünf WG-Bewohnern ab. Die elementaren Bedürfnisse nach Essen und Trinken, nach Zuneigung, Austausch und Liebe genügten Sasha Waltz damals, um daraus ein Tanztheater zu bauen.

Begriffe wie prozessorientiertes Arbeiten gab es noch nicht, es ging viel mehr um die theatralische Bewältigung eines Inhalts mit tänzerischen und musikalischen Mitteln. Waltz war damals am Beginn ihrer Karriere, stand sichtbar, wenn auch schmeichelweich, unter dem Einfluss einer Pina Bausch und wusste wohl auch Bescheid um die belgischen Bewegungstechniker. Die musikalischen Abschnitte (Tristan Honsinger Quartett und Jean-Marc Zelwer) begleiten den Tanz, der oft im Gleichklang geschieht. Auch das sieht man heute kaum noch. Türen auf und zu: Aus mechanischen Abläufen werden in „Twenty to eight“ skurrile Episoden, die dem Küchen-Alltag auf der Bühne Einhalt gebieten. Drei Frauen und zwei Männer wissen um ihre Rollen, die sie mit unterschiedlicher Verve darstellen.

Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

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