Tanz aus New York und Montréal

Marktgerechte Unterhaltung

Wien, 22/10/2007

Die Nachwirkungen der 60er-Jahre-Avantgarde in New York von Yvonne Rainer im Tanzquartier. Oder die bisher hierzulande kaum bekannten, besttrainierten Tänzer der Les Ballets Jazz de Montréal im Festspielhaus St. Pölten.

Beides gesehen, kein Vergleich möglich. In der Halle G (MQ) bemühte Yvonne Rainer die skandalumwitterte Uraufführung des „Sacre du Printemps“ von Strawinsky und Nijinsky. „RoS Indexical“ nennt sie ihre betont lapidar vorgetragene Persiflage, in der vier Frauen inklusive Rainer den „Sacre“ anfangs vor sich hinsummen. Sie deuten Passagen aus der rekonstruierten Nijinsky-Choreografie an und reagieren auch gleich ausbrecherisch auf die inszenierte Entrüstung von Statisten im Publikum. Bekanntlich wurde 1913 u.a. nach einem Zahnarzt gerufen, dieses Mal wäre eine Schale Kaffee gut. In St. Pölten kamen jene Zuschauer auf ihre Rechnung, die stupende Tänzer sehen wollen. Und zwar von jener Sorte, die man gerne als Step-Dancers bezeichnen würde. Denn das Ensemble unter der Leitung von Louis Robitaille spult vor allem Schrittmaterial auf Musikcollagen ab.

Professionell verbrämt Choreograf Rodrigo Pederneiras in „MAPA“ Ballett mit Modern und Jazz, setzt ausschließlich auf physische Fertigkeiten. Interessanter war da schon das ebenfalls 40-minütige Stück „Les Chambres des Jacques“ von Aszure Barton, einer Choreografin, die derzeit in Baryschnikows Arts Center in New York tätig ist. Da scheint es auch um Ausdruck und Gefühle zu gehen. Bei beiden Werken stand marktgerechte Unterhaltung ganz im Vordergrund.


Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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