Laurel & Hardy des Tanzes

Es wurde viel gelacht beim Auftakt der Tanzwerkstatt Europa (TWE) in der voll besetzten Münchner Muffathalle mit einem hier noch unbekannten brit-komischen Doppelpack: Pete Shenton und Tom Roden, die 1995 ihren New Art Club gründeten, gehören eindeutig zu der trendigen Gattung der Konzept-Choreografen, die einen Abend locker vor allem verbal bestreiten. Aber anders als bei Frankreichs choreografischem Diskurs-Großmeister Jerôme Bel ist ihre Kompakt-Lecture über die Geschichte des modernen Tanzes immerhin gelegentlich mit professioneller Body-Aktion illustriert.

„This is modern“, verspricht der Titel, insistiert gleich zu Beginn auch Tom Roden. Und walzert bald als frühe Pionierin Isadora Duncan eine Manege über die Bühne, quält sich danach im Boden-Exercice der Modern-Dance-Begründerin Martha Graham. Pete Shenton ist schon bei der Postmoderne angelangt, macht, wie anno 1971 Trisha Brown, den „Accumulator“, indem er synchron zur Bewegung einen komplizierten Text spricht. Legt sich aber unlustig platt auf den Boden, wenn der Kollege zum Improvisations-Duett auffordert. So technik-blödeln die beiden auf den Spuren von Laurel & Hardy. Meist gekonnt zwischen Ernst und Ironie. Nur Pina Bauschs deutsches Tanztheater gerät ihnen ein bisschen aus den parodistischen Fugen. Und zwischendurch machen auch mal Ideen und Komödiantik schlapp.

Am besten sind die beiden, wenn sie augenzwinkernd Einblick in die Kunst des Tänzemachens geben. Postiert wie zwei Zinnsoldaten, lassen sie den einen Arm kreisen, den anderen horizontal nach vorne pumpen. Und werkeln mit diesem ersten Baustein weiter: die Geste wiederholt, die Richtung gewechselt, mal schneller gekreiselt, mal langsamer. Oder einfach das Licht abgedimmt. Und schon sieht das erste Bewegungsmodul anders aus, baut sich scheinbar wie von selbst zu einer kurzen Tanzsequenz auf. Der Insider, immer dabei mit wissendem Gekicher, hat seinen Aha-Genuss. Auch der Tanzlaie kapiert die eine oder andere Lektion -- und alle zusammen haben Spaß am britischen Understatement-Humor.

Heute Anna Konjetzky im i-camp um 20.30 Uhr; Karten unter Tel. 089/650000