Das menschliche Wesen: eine einzige Baustelle

ImPuls Tanz: Meg Stuart tanzt im Odeon Ausschnitte aus früheren Werken

Wien, 03/08/2007

Der bis 3. August im Odeon laufende Abend ist im Rahmen der Meg-Stuart- Personale nun tatsächlich der spannendste. Entgegen den mit Bühnentechnik-Aufwand aufgeblasenen Stücken wie „It's not funny“, das im Volkstheater zu sehen war und dem Männer-Solo „Blessed“ im Kasino, gewinnt man in dem Programm „solos & duets“ den Eindruck, etwas vom frühen Karriere-Verlauf der zuletzt in Deutschland mit dem „Faust“-Theaterpreis ausgezeichneten Künstlerin mit zu bekommen.

Noch einmal tanzt sie in einem kurzen schwarzen Kleid einen Teil aus „Disfigure Study“ (1991) mit dem Titel „Thought Object“, und führt damit vor, was damals die Tanzwelt irritierte: Die Zerstörung einer ganzheitlichen Körper-Utopie und der Kontroll-Verlust. Auf der im Dunkel schräg angeleuchteten Rückenansicht der Tänzerin wird ein weißer Arm sichtbar, der die Wirbelsäule hinauf klettert.

Stuart setzte auf Verzerrungen des Körpers und damit der Wahrnehmung des Betrachters und brachte Begriffe wie Dekonstruktion und Diskontinuität ins Spiel. Der Körper wird zum Material. Neue Möglichkeiten, von denen viele Choreografen und Tänzer heute unbeschwert zehren.

In den Ausschnitten aus der Produktion „Highway 101“ (2000-2001) bestimmt der Kontakt mit dem Außen und das Umgehen mit Raum (auch im Video) das Werk. Die Form scheint weniger wichtig, als das Einbringen von Themen wie Erinnerung und Verortung. Begriffe, die zu Schlagworten im zeitgenössischen Tanz geworden sind.

Das Schau-Spiel und das Sprechen tauchen da bereits als Mittel auf. Seit ihrer Tätigkeit an Schauspielhäusern, derzeit bei Frank Castorf in Berlin, rückt das Theatralische in all seinen Dimensionen immer stärker in den Vordergrund.


Mit freundlicher Genehmigung des Kurier

 

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